Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag (6.Juni) nach allgemeiner Erwartung ihre Leitzinssätze senken. Ein direktes weiteres Absinken der Sparzinsen der Bankkunden soll damit nicht einhergehen, heißt es bei der Vergleichsplattform Durchblicker. 

Österreichs Banken hätten bereits seit Jahresbeginn die Marktpreise für Kredit- und Sparprodukte angesichts der zu erwartenden Geldpolitik abgesenkt, so Durchblicker-CEO Martin Spona. Seit Dezember stagnieren die maximalen Tagesgeldzinsen bei drei Prozent. Die maximalen Festgeldzinsen sinken seit Februar 2024 und liegen bei einer Bindungsdauer von zwölf Monaten nun bei 3,4 Prozent.

Interesse bricht ein
Dementsprechend flaut das Interesse an Sparprodukten ab: Während sich die Tarifvergleiche im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 verdreifacht haben, sind sie heuer im April und Mai um rund die Hälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, so Spona.

Nach wie vor ist die Zinskurve bei den Spareinlagen teils invers: Die meisten Banken bieten laut Durchblicker für längerfristige Geldanlagen niedrigere Zinsen, als für einjähriges Festgeld. Für eine drei jährige Bindung sind etwa maximal 3,35 Prozent drin.

Immobilienkreditnachfrage bleibt flach
Keine Aufhellung gibt es nach wie vor bei der Immobilienfinanzierung. "Immobilien sind nach wie vor kaum leistbar", so Spona. Bei Durchblicker ist die Nachfrage nach Wohnbaukrediten 2023 um knapp ein Drittel im Vergleich zu 2022 zurückgegangen. Obwohl das variable Zinsniveau seit Jahresbeginn etwas gesunken ist, verbessere sich die Nachfrage nach Krediten nicht. Das Interesse ist von Jänner bis Mai weiter um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

"Auf die Leistbarkeit von Immo-Krediten wird sich die Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten nur geringfügig auswirken", so Spona. Nach eigenen Schätzungen wäre eine Zinssenkung von drei Prozentpunkten notwendig, um substanziell die Leistbarkeit zu verbessern. Dazu dürfte es aus heutiger Sicht nicht kommen. Denn Schritte der EZB werden angesichts der weiter nicht gebannten Inflationsgefahr nicht so stark ausfallen, wie noch vor einigen Monaten erwartet. Im Gegenteil, es könnte im kommenden Jahr wieder Anhebungen geben.

Umstieg durchkalkulieren
Insofern bleibt laut dem Portal für Kreditnehmer mit variabel verzinstem Kreditvertrag, die unter den in den vergangenen Jahren gestiegenen Zinsen leiden, ein Umstieg in einen Fixkredit weiter überlegenswert. Auch hier ist die Zinskurve invers: eine 20-jährige Fixzinsbindung kostet aktuell (je nach Bonität) um bis zu 1,175 Prozentpunkte weniger als die variabel verzinste Kreditalternative.

Fazit der Experten: Beim Sparen und Anlegen müsse man momentan ein höheres Risiko eingehen, um nach Inflation eine Rendite zu erzielen. Bei Krediten hingegen zahle sich ein geringeres Risiko durch Fixverzinsung aus. (eml)