Spekulative Wetten auf eine Dollar-Rally haben zuletzt einen neuen Höchststand erreicht. Ein Schock von der Federal Reserve Bank – so etwa eine langsamer als erwartete Zinsanhebung – könnte den Greenback aus der Spur bringen, warnen nun die Experten von State Street Global Advisors, nachdem die Schweizerische Nationalbank die Finanzwelt vergangene Woche auf dem falschen Fuß erwischt hat.

Der Dollar-Spot-Index der Nachrichtenagentur Bloomberg, der den US-Dollar gegenüber Euro, Yen und acht anderen Währungen abbildet, steuert auf den siebten monatlichen Anstieg in Folge zu – gestützt von der Annahme, dass die US-Notenbank ihren Leitzins von derzeit Null bis 0,25 Prozent in den kommenden Monaten anheben wird. Zugleich erwarten die Devisenhändler, dass Europa und Japan ihre Währungen abwerten, indem sie die Märkte mit mehr liquiden Mitteln überschwemmen. Jetzt, nach dem durch die SNB ausgelösten Schock, stellen sich allerdings einige Anleger die Frage: Was ist, wenn wir falsch liegen?

Dollar-Positionen machen Sorge 
Eine kleine Konjunkturdelle in den USA, "die ausreicht, um die Leute zu der Einschätzung zu bringen, dass die Zinsen vielleicht nicht steigen, die Fed hält mit den Anhebungen inne – das könnte dem Dollar einiges von seinem Glanz nehmen", sagt Greg Peters von Prudential Financial. Sorgen macht dabei vor allem das Ausmaß der Dollar-Positionen am Markt. Hedgefonds und andere große spekulativ orientierte Investoren haben die Nettowetten auf einen zu acht bedeutenden Währungen steigenden Dollar in der Woche zum 13. Januar auf das Rekordvolumen von 448.675 Kontrakten ausgeweitet, wie aktuelle Daten der Terminmarktaufsicht CFTC in Washington zeigen.

Die Prognosen in Bloomberg-Umfragen gehen weiterhin davon aus, dass die US-Währung bis Jahresende gegen 22 von 31 Hauptwährungen zulegt, nachdem sie im vergangenen Jahr zu allen Devisen aus der Gruppe gewann. Der Bloomberg-Dollar-Index stieg am 8. Januar auf 1147,54 und damit den höchsten Schlussstand seit seiner Einführung Ende 2004. Dennoch zeigt eine handelsgewichtete Messzahl für den Greenback, dass er gegenüber den Währungen der größten Handelspartner noch nicht wieder die Hochs aus dem Jahr 2009 erreicht hat, was darauf hindeutet, dass die Dollar-Rally noch Spielraum nach oben hat.

Macht Fed einen Rückzieher?
Das hat Investoren zu weiteren Spekulationen auf einen stärkeren Dollar veranlasst und sie nach Auffassung mancher Marktteilnehmer den Launen der Geldpolitiker ausgeliefert. "Wenn entweder die Fed eine weniger restriktive Geldpolitik verfolgt oder die Europäische Zentralbank eine weniger lockere Geldpolitik, könnten diese zwei Faktoren zusammenwirken" und den Dollar in Relation zum Euro belasten, sagt auch Collin Crownover, Leiter Devisen-Management bei State Street in Boston.

Es gibt bereits Anzeichen, dass die Fed einen Rückzieher von einer bevorstehenden Zinserhöhung macht. Auf der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses im Dezember forderten Vertreter der Fed "Geduld" bei der Geldpolitik und verwiesen auf Risiken für die US-Wirtschaft aufgrund von niedrigeren Ölpreisen und einem schwachen Wachstum im Ausland. Terminkontrakte zeigen derzeit eine Wahrscheinlichkeit von rund 50 Prozent, dass die US-Notenbank den Leitzins vor Oktober auf 0,5 Prozent oder höher anheben wird. Ende vergangenen Jahres wetteten die Händler noch auf eine Erhöhung im September. (bloomberg/dw)