Der mutmaßliche Bitcoin-Dieb Sindri Thor Stefansson sorgte vergangene Woche für Aufregung bei der isländischen Polizei. Stefansson war ohne größere Mühe aus einem Gefängnis im Süden des Landes ausgebrochen, hatte sich unter falschem Namen ein Flugticket besorgt und war nach Schweden entkommen. Im selben Flugzeug saß zufällig auch Islands Premierministerin Katrin Jakobsdottir. Stefansson wird verdächtigt, an einem großangelegten Computerraub maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Um den Jahreswechsel herum hatten Diebe auf Island rund 600 Spezial-PCs entwendet, die offenbar zum Schürfen digitaler Münzen verwendet werden sollten.

Stefansson hatte sich aus Schweden mit einem Brief an die Presse zu Wort gemeldet, berichtet die isländische Zeitung "The Reykjavik Grapevine". Darin schreibt er, dass er mangels einer Verurteilung keine Gefängnisstrafe abgesessen, sondern lediglich unter Arrest gestanden habe – und die offizielle Dauer des Arrestes sei vorüber gewesen. Trotzdem habe man ihn nicht gehen lassen, sondern gezwungen, ein Statement zu unterschreiben, in dem er erkläre, freiwillig im Gefängnis zu bleiben. Er habe nie damit gerechnet, international gesucht zu werden, und arbeite nun an einem Deal mit den Behörden. Stefansson beendete seinen Brief nonchalant mit den Worten: "Bin bald zurück."

Arrest war illegal
Anfang dieser Woche wurden Stefansson in den Niederlanden festgenommen. Noch ist unklar, wann er nach Island zurückgebracht wird. Isländische Medien berichten, dass die Polizei auf der Insel tatsächlich keine juristische Handhabe hatte, den Verdächtigen noch länger im Gefängnis zu halten. Nach Einschätzung isländischer Juristen hat die Polizei das Gesetz in diesem Fall zu großzügig und letztlich falsch ausgelegt. Ob Stefansson nun trotzdem auch deshalb vor Gericht muss, weil er aus dem Gefängnis marschiert ist und das Land mit falscher Identität verlassen hat, ist noch offen. (fp)