Der Verlauf des Nahost-Konflikts und seine Auswirkung auf die Finanzmärkte lässt sich kaum seriös abschätzen. Sicher ist aber, dass die geopolitischen Risiken für die Kapitalmärkte insgesamt deutlich erhöht sind. Dazu kommen weitere Belastungsfaktoren wie die Inflations- und Zinsentwicklung. Peter van der Welle, Stratege für nachhaltige Multi-Asset-Lösungen bei Robeco, rät daher zu Anpassungen im Portfolio.

Zuletzt habe sich die Stimmung an den Börsen verschlechtert. "Gründe dafür waren der zum Stillstand gekommene weltweite Rückgang der Inflationsraten und die schwindende Zuversicht der US-Notenbanker hinsichtlich der Möglichkeit, die Leitzinsen eher früher als später zu senken", so van der Welle. Vor allem der geopolitische Konflikt im Nahen Osten sei ein immenser Unsicherheitsfaktor. "Die Finanzmärkte können nur die Unsicherheit in Bezug auf makroökonomische Entwicklungen berücksichtigen, nicht aber die spezifische Abfolge künftiger geopolitischer Ereignisse, die makroökonomische Schocks auslösen könnten." Daher tendieren risikoreiche Anlagen wie Aktien laut van der Welle in der Regel erst dann zu einer Erholung, wenn die geopolitische Unsicherheit ihren Höhepunkt erreicht hat. Allerdings gelte: "Wann dies der Fall ist, kann nur im Nachhinein beurteilt werden.“ 

Gewinne mitnehmen, Risiken senken
Van der Welle rechnet mit einer Trendwende am Aktienmarkt und erwartet, dass saisonale Tendenzen an den Aktienmärkten bald ins Negative drehen. Die bisherigen Zahlen aus den USA seien ebenfalls ein Warnsignal. Denn bei einigen der "Glorreichen Sieben" zeigten sich bereits Risse in der Gewinnentwicklung, erklärt der Stratege. In den Multi-Asset-Portfolios realisiert Robeco derzeit Gewinne aus der Übergewichtung japanischer Aktien. Bei Anleihen geht van der Welle von einer Versteilerung der US-Zinskurve aus. Vor allem bei langlaufenden Anleihen sei man daher vorsichtig und setze eher auf kürzere Laufzeiten. In Rohstoffen wird die bestehende Übergewichtung beibehalten. (jh)