Rohstoffe stehen vor ihrem schlimmsten Quartal seit der weltweiten Finanzkrise 2008 – und Morgan Stanley warnt, dass noch weitere Verluste kommen könnten. Die Erträge von 22 Rohstoffen, die Bloomberg beobachtet, sind um etwa 15 Prozent zurückgegangen, so stark wie noch nie seit dem letzten Quartal 2008. Für China, den größten Verbraucher von Energie, Metallen und Getreide, wird das schwächste Wirtschaftswachstum seit 1990 prognostiziert. Öl führte den Rückgang an, aber auch alle anderen Rohstoffe wie Kupfer oder Weizen verloren mehr als zehn Prozent, weil spekuliert wird, dass das Angebot die Nachfrage übertreffen wird.

Investoren zogen Geld aus Rohstofffonds ab und straften die Aktien von Ölfirmen, Bergbaufirmen und Rohstoffhändlern ab. So müht sich Glencore, den Ausverkauf einzudämmen, der seine Aktien an einem einzigen Tag um 30 Prozent einbrechen ließ.

Aufwärtspotenzial durch mindestens einen äußeren Schock eingegrenzt
Die Märkte sollten sich auf einen weiteren Schock einrichten, da die US-Notenbank eine Zinsanhebung vorbereite, schrieb Morgan Stanley in einer Studie. Zuvor hatte bereits Citigroup geäußert, dass die meisten Preise bis Jahresende noch weiter fallen dürften. "Eine Reihe makroökonomischer Ereignisse hat die Rohstoffpreise deutlich fallen lassen", hieß es in der Studie der Morgan-Stanley-Analysten Tom Price, Joel Crane und Susan Bates vom Dienstag. "Ein mögliches Aufwärtspotenzial für die Preise im vierten Quartal wird durch mindestens einen äußeren Schock eingegrenzt - den Beginn des Zinsanhebungszyklus' in den USA, der nach allgemeiner Erwartung im Dezember erfolgen wird."

Die Bank senkte ihre Langfristprognose für Metalle um bis zu zwölf Prozent. Nach dem Preisboom, der von der hohen Nachfrage aus China getrieben war, sollten Investoren Kraftwerkskohle und Aluminiumoxyd meiden. Morgan Stanley bevorzugt weiterhin Basismetalle wie Nickel, Kupfer oder Zink gegenüber Massengütern, für die die Bank ihre Schätzungen um bis zu 25 Prozent senkte.

Das optimistische Szenario von Morgan Stanley sieht Potenzial für Infrastrukturprogramme in den USA und China vor dem Hintergrund einer Erholung des Wachstums. Im pessimistischen Szenario wertet die chinesische Währung weiter ab und eine zunehmende Inflation in den USA löst höhere Zinsen aus und stärkt den US-Dollar, was die Rohstoffnachfrage drückt. (mb/Bloomberg)