Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal dieses Jahres tüchtig gewachsen. Im Vergleich zum Vorquartal legte sie um 0,6 Prozent zu, gegenüber dem zweiten Quartal 2016 sogar um 2,1 Prozent. Der Konjunkturmotor läuft rund. Er könnte allerdings ins Stottern geraten, warnen die Analysten der Privatbank M.M.Warburg. Grund: die jüngsten Skandale rund um die deutsche Automobilindustrie. "Angesichts der anhaltenden Unsicherheit bei den Kunden dürfte der Anteil der Dieselfahrzeuge am gesamten Neuwagenabsatz zunächst weiter sinken und der Gebrauchtwagenmarkt angespannt bleiben", schreiben die Experten.

Diesel-Fahrer könnten vermehrt auf Benziner umsteigen. Das würde die Klimaziele der EU bedrohen. Wenn die Autohersteller Strafzahlungen für das Überschreiten gewisser CO2-Zielwerte vermeiden wollen, müssen sie die Einführung von Elektroautos forcieren. "Dieser Wandel wird starke Auswirkungen auf die deutsche Automobil- und Autozulieferindustrie haben", heißt es von M.M.Warburg. Eine sinkende Nachfrage nach Verbrennungsmotoren wird die Autohersteller in der Motoren- und Getriebefertigung, vor allem aber die Zulieferer treffen.

Zu wenige Gewinner
Der Wandel wird auch Gewinner hervorbringen, etwa solche Unternehmen, die sich früh auf elektrische Antriebe, Batteriefertigung oder Leichtbau spezialisiert haben. Insgesamt fällt bei Elektroautos aber im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen rund ein Drittel der Wertschöpfung weg. Das bedeutet: Es gehen voraussichtlich Arbeitsplätze verloren.

Rund zehn Prozent der Jobs in der deutschen Automobilindustrie hängen direkt oder indirekt am Verbrennungsmotor. Ein Abgesang auf die Automobilindustrie wäre übertrieben, so die M.M.Warburg-Beobachter. Die Auswirkungen des Wandels werden sich aber mittel- bis langfristig am Arbeitsmarkt bemerkbar machen. (fp)