An den Börsen geht es weiter rasant abwärts. Die bisherigen Maßnahmen der Notenbanken – Zinssenkungen in den USA, ein erweitertes Anleihekaufprogramm in Europa – scheinen kaum zu fruchten. "Jahrelang haben sich Anleger darauf verlassen, dass die Zentralbanken die Märkte mit Zinssenkungen beruhigen und stabilisieren", schreiben Analysten von M.M.Warburg in ihrem aktuellen Marktbericht. Derzeit wirkt diese Beruhigungspille offenbar nicht. Sowohl die beiden Notfall-Zinssenkungen der Fed als auch die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind an den Märkten nahezu wirkungslos verpufft.

Geht den Zentralbanken rund um den Globus in der Corona-Krise die Munition aus? Die Experten der Privatbank sagen: nein. Die Notenbanken haben nur noch nicht richtig losgelegt. "Die Feuerkraft der EZB und der Fed ist immens, wenn sie bereit sind, das gesamte ihnen zur Verfügung stehende Arsenal zu nutzen", schreiben die Analysten. So sind etwa weitere Liquiditätsmaßnahmen denkbar, die die Märkte und das Finanzsystem gezielter stützen würden als die bisherigen Schritte. Sie könnten dafür sorgen, dass die Angst der Anleger vor einem Zusammenbruch des Systems abnimmt.

Kredithilfen und Anleihekäufe: Da geht noch was
Die US-Notenbank hat noch einige Kugeln im Lauf, die sie in der Finanzkrise 2008 eingesetzt hat und heute nur noch mit Zustimmung des Finanzministeriums aktivieren darf. Anfang der Woche hat sie bereits mit einer dieser Kugeln nachgeladen: Das US-Finanzministerium hat die sogenannte Commercial Paper Funding Facility (CPFF) bewilligt, die die Kreditvergabe an Unternehmen erleichtert.

Auch die EZB kann noch wesentlich mehr tun als bisher. So darf die Notenbank seit der Schuldenkrise unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen von EU-Ländern in unbegrenzter Höhe kaufen. Dieses Programm kommt zwar einer verbotenen Staatsfinanzierung sehr nahe, ist aber sowohl vom Europäischen Gerichtshof als auch vom deutschen Bundesverfassungsgericht gebilligt worden. "Es gibt also durchaus noch Möglichkeiten für die Geldpolitik", fassen die Experten von M.M.Warburg zusammen. (fp)