Die Zahl der Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften möchten, steigt – ebenso wie die Zahl jener Anleger, die guten Gewissens Vermögen anhäufen wollen. Einige Firmen tun das aus Überzeugung heraus – andere wiederum, weil Investoren das zunehmend einfordern, beobachten die Analysten von M.M.Warburg. In ihrem aktuellen Konjunktur-und-Strategie-Bericht skizzieren sie aber die Schwierigkeiten, mit denen ESG-Investoren bei der Titelauswahl konfrontiert sind. Denn in Sachen Nachhaltigkeit steckt der Teufel oft im Detail.

Beispiel CO2-Emissionen: Hier liegt es nahe, den CO2-Ausstoß eines Unternehmens in Relation zur Wertschöpfungskette zu setzen. Auf den ersten Blick ergibt sich damit ein logisches und konsistentes Ranking mit den CO2-freundlichsten Unternehmen. Beim genauen Hinschauen offenbaren sich aber Probleme. So finden sich auf den ersten, vermeintlich CO2-freundlichsten Positionen fast nur Banken und Versicherungen. Kein Wunder: "Im Vergleich zur Wertschöpfung verursacht eine Bank geradezu zwangsläufig zu vernachlässigende CO2-Emissionen", schreiben die Analysten. Gleichzeitig ist aber denkbar, dass eine in diesem Ranking vermeintlich auf einem guten Platz liegende Bank Projekte finanziert, die alles andere als CO2-neutral sind.

Keine einfachen Lösungen
Selbst wenn sich eines Tages ein weltweit einheitlicher Standard für nachhaltige Kapitalanlagen etablieren sollte, ist damit noch lange nicht die Frage geklärt, wie aus Sicht des Kunden eine optimale, nachhaltige Portfoliostruktur aussieht. Schließlich hat jeder Kunde seine eigenen Vorstellungen davon, welche Aspekte wichtig sind und welche nicht.

So mag für den einen Kunden das Thema Ressourcenschonung von zentraler Bedeutung sein, während ein anderer Kunde einen stärkeren Wert auf Governance-Themen legt. "Wer hier einfache Antworten und Lösungen erwartet, hat die Natur des nachhaltigen Investierens nicht verstanden", lautet daher das Fazit der Analysten. Und wer von seinem Asset Manager nur sehr einfache Lösungen präsentiert bekommt, sollte dies zum Anlass nehmen, die Titel kritisch zu prüfen und genau nachzufragen, was wirklich hinter einem Investment steckt. (fp)