Märkte sind hocheffizient – kann es da wirklich sein, dass Anleger mit denkbar einfachen Investment-Weisheiten wie dem Einhalten der 200-Tage-Linie dem Markt ein Schnippchen schlagen können? Dieser Frage ist das Investmenthaus M.M.Warbung in einem Test nachgegangen. Dafür haben die Analysten für die 600 größten Aktien aus Europa seit dem Jahr 2000 berechnet, inwieweit es von Vorteil gewesen wäre, die 200-Tage-Linie als Timinginstrument für den Kauf oder Verkauf einer Aktie zu nutzen. 

In einem ersten Durchlauf bestimmten sie die Wertentwicklung eines Portfolios, das ausschließlich in Aktien investiert, die über ihrer 200-Tage-Linie notierten. Das Ergebnis war ernüchternd: Im Extremfall führte die Strategie nämlich dazu, dass zu Zeitpunkten wie beispielsweise der Lehman-Insolvenz im Jahr 2008 die gesamte investierte Summe auf nur wenige Aktien verteilt war, weil die allermeisten Papiere unter der 200-Tage-Linie lagen. "Die daraus resultierende Wertentwicklung lag dadurch deutlich unter der jener, die sich ergeben hätte, wenn man einfach stupide in alle Aktien des europäischen Aktienindex Stoxx 600 Europe gleichgewichtet investiert gewesen wäre", schreiben die Analysten.

Ein Affe mit Dartpfeilen ist ein besserer Ratgeber
Das heißt allerdings nicht, dass die einfache Regel per se schlecht ist. "Der Charme der 200-Tage-Linie besteht ja auch darin, dass sie Signale zum Ausstieg aus einem Investment liefern kann und die Alternative eben nicht darin besteht, das frei gewordene Geld in andere Aktien zu investieren, sondern einfach in der Kasse zu lassen", so die Analysten.

Folge man dieser abgewandelten Regel – investiert also in Aktien, die über ihrer 200-Tages-Linie liegen und hält eine Cash-Position bei den Aktien, die unter diese Marke fallen – falle das Ergebnis deutlich besser aus. "Allerdings ist zu erkennen, dass gegenüber einem konstanten, gleichgewichteten Vollinvestment in alle Aktien auch hier eine Performancelücke zu beobachten ist", so die Analysten.

Ihr Fazit: Ein Affe, der wild mit Dartpfeilen um sich wirft und damit Kauf- oder Verkaufssignale generiert, hat bei sonst identischen Rahmenbedingungen eine sehr gute Chance, eine auf der 200-Tage-Linie basierende Strategie zu schlagen. (fp)