Die Erwartung, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone in diesem Jahr endlich nachhaltig verbessert, hat sich bislang leider nicht erfüllt. Zwar gab es Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung, aber diese scheint in den meisten Ländern auch schon wieder abzuflauen. Zumindest zeigt dies ein Blick auf die jüngsten Frühindikatoren. Es gibt nicht wenige Marktteilnehmer, die vor dem Hintergrund dieser Entwicklung der Meinung sind, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Geldpolitik gescheitert sei. Denn wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trotz einer anhaltenden Niedrigzinspolitik und des Einsatzes immer neuer geldpolitischer Maßnahmen nicht verbessere, könne das Urteil über die Geldpolitik doch nur negativ ausfallen.

Die Ökonomen von M.M. Warburg sind allerdings der Ansicht, dass diese Argumentation zu kurz gegriffen ist: "Natürlich sind auch wir von den schwachen Konjunkturdaten überrascht, dennoch sollte man sich immer vor Augen halten, dass die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder einer Region nicht allein von der Geldpolitik beeinflusst wird. Auch die Fiskalpolitik und die Standortpolitik (Stichwort: Wettbewerbsfähigkeit und Reformen) spielen eine wichtige Rolle und sind für die Wachstumsperspektiven einer Volkswirtschaft ebenso entscheidend", schreiben sie in ihrem aktuellen Report "Konjunktur und Strategie".

Dennoch weise die EZB-Geldpolitik einen wichtigen Schönheitsfehler auf: Alle bisher beschlossenen Maßnahmen einer unkonventionellen Lockerung seien quasi als ein "freiwilliges geldpolitisches QE-Programm" zu interpretieren. Denn ob und in welcher Höhe Banken in der Eurozone an den TLTROs oder am ABS-Programm teilnehmen, ist völlig offen und wird von jedem Finanzinstitut selbst entschieden. Um tatsächlich einen nennenswerten geldpolitischen Effekt zu erzielen, müsse die EZB ihre Bilanzsumme massiv ausweiten, so die Experten von M.M. Warburg weiter und ergänzen: "Unseres Erachtens wird dies nur mit einem Aufkaufprogramm für Staatsanleihen gelingen. Dieses dürfte Anfang 2015 beschlossen werden." (cf)