Die Studie der Stanford University und der Hoover Institution zeigt, dass aktuell weniger als die Hälfte der Anleger im Alter von 41 Jahren und jünger "sehr besorgt" über Umweltthemen sind. Im Vorjahr waren es noch 70 Prozent gewesen. Diese Altersgruppe ist jetzt auch weit weniger bereit als zuvor, bei ihrer Geldanlage auf Rendite zugunsten von Idealen wie etwa ökologischen und sozialen Zielen sowie guter Unternehmensführung zu verzichten.

Als Millennials gelten gemeinhin die Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Geborenen; GenZ ist die darauffolgende Alterskohorte. Für die Studie wurden 1.000 Investoren befragt.

2023 "war so etwas wie eine Nagelprobe"
Steigende Zinsen haben dazu beigetragen, dass Aktien aus dem Bereich saubere Energien in den USA in den letzten sechs Monaten um knapp 30 Milliarden US-Dollar an Wert verloren haben. Die Branche hatte davor einen Aufschwung erlebt, nachdem die US-Regierung angekündigt hatte, mit dem Inflation Reduction Act die Umstellung auf saubere Energien mit Milliarden-Subventionen zu fördern.

"Das letzte Jahr war so etwas wie eine Nagelprobe", sagt Stanford-Professor Amit Seru, einer der Autoren der Studie. "Wenn die Zinssätze steigen, schießt die Inflation in die Höhe und die Menschen müssen sich mit der Realität auseinandersetzen."

Millennial- und GenZ-Investoren galten bisher als Haupttreiber des ESG-Booms. Sie standen dabei im Widerspruch zu konservativen Anlegern, die den ESG-Hype kritisieren und dem "'woken Kapitalismus" vorwerfen, sich mehr auf soziale Belange als auf die Erzielung von Gewinnen zu konzentrieren. "Woke", buchstäblich "erwacht" oder "aufgewacht" steht dabei für ein Bewusstsein für soziale Ungleichheit.

Dann werden die Rechnungen fällig
Es sei unklar, ob der Rückgang der ESG-Begeisterung nur eine Momentaufnahme bleibt oder von Dauer sein wird, so Seru. Die Verschiebung bringt die jüngeren Anleger jedenfalls wieder mehr auf Linie mit den älteren Boomern – also den über 58-Jährigen –, die sich laut der Umfrage weiterhin nur wenig für ESG-Themen interessieren.

"Man ist von Natur aus liberaler, wenn man gerade aus dem College kommt", sagt David Larcker, ein weiterer Autor der Studie und Stanford-Professor. "Aber dann plötzlich werden die Rechnungen fällig und man sagt sich: 'Ja, wir sind dafür, aber wir werden deswegen nicht alles aufgeben.'" (mb/Bloomberg)