M&G-Fondsmanager Richard Woolnough warnt im Zuge der steigenden Zinsen vor Spannungen in den schwächeren Bereichen der Börsen. "Das Geld fließt in die solideren Ecken der Finanzmärkte", sagt Woolnough im Interview mit FONDS professionell, das in der neuen Ausgabe 2/2023 erschienen ist. Um die grassierende Inflation zu bekämpfen, ziehen die Notenbanken durch die Zinserhöhungen massiv Mittel aus dem System. Im Zuge der Abkehr der Zentralbanken von der ultra-laxen Geldpolitik kam es bereits zu Verwerfungen, etwa bei US-Banken.

"Es war ein Experiment, das ganze Geld zu drucken", sagt der Manager des milliardenschweren M&G Optimal Income. "Nun wird es ein Experiment sein, das ganze Geld wieder auszulöschen." Angesichts der Umstände im Zuge der Finanz- und Eurokrise sei es wohl die richtige Entscheidung gewesen, Geld zu drucken, gesteht Woolnough den Währungshütern zu. "Der hohe Geldumlauf zog jedoch die Effekte nach sich, mit denen wir nun ringen", so der Anleihenmanager. "Ich hoffe, dass wir zu einer stabileren Wirtschafts- und Geldpolitik zurückkehren werden."

"Nicht rechtzeitig auf die Bremse getreten"
Auf der anderen Seite wirft Woolnough aber den Führungsetagen der Zentralbanken vor, die Gefahren hoher Teuerungsraten markant unterschätzt zu haben. "Die Notenbanken stellten sich in den vergangenen Jahren hin und sagten, dass sie keine Inflation erzeugen können", führt Woolnough aus. "Doch wie erzeugt man Inflation? Indem man unglaublich viel Geld druckt." Wenn man das Angebot eines Gutes hochfahre, falle der Preis. Sinke das Angebot, steige er. "Das ist ein ganz simpler ökonomischer Zusammenhang", betont Woolnough.

Die Zentralbanken rund um den Globus hätten jedoch keinen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation zu erkennen vermocht. "Ein Fehlschluss, wie sich nun zeigt", kritisiert der M&G-Star und schiebt hinterher: "Diesem saßen auch viele Investoren auf." Dies hat Folgen. "Wie nun offen zutage tritt, sind die Zentralbanken nicht rechtzeitig auf die Bremse getreten", formuliert es Woolnough. "Dafür steigen sie nun besonders kräftig in die Eisen."

"Endlich wieder Renditen"
Grundsätzlich zeigt sich der Rentenmanager davon überzeugt, dass die Währungshüter die Inflation in den Griff bekommen. "Ich bin überzeugt, dass Geldpolitik grundsätzlich funktioniert", so der Bond-Profi. Sie brauche nur eben Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Bei auftretenden Spannungen würden die Notenbanken jedoch durchaus wieder gegensteuern und "Mittel an kritischen Stellen bereitstellen, wie sie es ja auch schon getan haben", so Woolnough mit Blick auf die Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz.

Für sein Metier sieht Woolnough nach den Jahren der Null- und Negativzinsen nun bessere Zeiten heranbrechen. "Anleihen befanden sich meiner Meinung nach nicht in einem Bullenmarkt", erläutert der M&G-Veteran. "Dafür zu bezahlen, dass man jemandem Geld leiht, sehe ich nicht als Bullenmarkt." Das sei ein sehr schwieriges Umfeld für Anleiheninvestoren gewesen. "Diese Zeit ist nun jedoch vorbei. Wir Bond-Anleger erhalten endlich wieder Renditen." (ert)


Das ganze Interview mit Richard Woolnough finden Sie in der neuen Ausgabe 02/2023 von FONDS professionell ab Seite 90 sowie nach Anmeldung auch hier im E-Magazin.