"Es gibt einige Gefahren für den aktuellen US-Bullenmarkt: Steigende Preise, Inflation und die mögliche Regulierung der FAANG-Titel gehören ohne Zweifel dazu. Aber die Sorge, dass aus einem derzeit kleinen, regionalen Streit ein globaler Handelskrieg werden könnte, übertrifft aus meiner Sicht alle anderen", so John Weavers, Fondsmanager des M&G North American Dividend Fund.

Die große Frage sei, so Weavers weiter, wie sich ein solches Szenario auf die Geschäftsaussichten der US-Industrie auswirke. Schon nach den ersten internationalen Zollmaßnahmen im März seien die Preise für Stahl und Aluminium deutlich gestiegen. Stahl-Futures zum Beispiel nahmen seit Jahresbeginn um 30 Prozent zu und liegen nun auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre.

Amerika ist der größte Stahlimporteur der Welt
Für viele US-Unternehmen steigen durch ein Anziehen der Stahlpreise die Einstiegskosten. "Diese kann man zum Teil durch höhere Preise für den Endkunden ausgleichen; so gesehen in der aktuellen Berichtssaison", lautet Weavers Befund. "Noch ist die US-Konjunktur wirtschaftlich stark genug, um Preissteigerungen aufzufangen. Aber damit könnte bald Schluss sein, wenn die Zölle weiter eskalieren. Jede weitere Maßnahme führt zu höheren Kosten im System, die irgendwie wieder eingespielt werden müssen. Entweder muss man die Preise für die Kunden anheben, oder man nimmt eine geringere Rentabilität für die Unternehmen in Kauf."

Darum seien nach dem Inkrafttreten neuer Zölle in der vergangenen Woche weiter alle Augen auf die Entscheidungen der USA gerichtet und auf die Frage, ob es schon bald noch eine Runde von zirkas 200 Milliarden US-Dollar an Zöllen für China geben werde. Es gelte nun zu analysieren, welche US-Werte die neuen Zölle am heftigsten treffen könnten. So sind Eisenbahnunternehmen zwar große Stahlverbraucher, aber weil sie eine marktbeherrschende Stellung haben, spürten sie die negativen Auswirkungen bisher wenig.

Bei allen Risiken bietet ein solches Klima durchaus Einstiegsmöglichkeiten
Beispielsweise bei langfristig aufgestellten Champions, die zurzeit mit beträchtlichen Abschlägen gehandelt werden, wie etwa Yum China, meint Waevers. Das Unternehmen besitzt die Marken KFC und Pizza Hut in China und hat nach Einschätzung der M&G-Experten gutes Wachstumspotenzial ohne Export – oder Importrisiken gegenüber China. Derzeit leidet die Aktie allerdings unter dem Mehrjahrestief des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar und ist seit Jahresbeginn um 20 Prozent gesunken. (kb)