Fed-Chefin Janet Yellen müsse den beschrittenen Weg der Zinsanhebungen mit Nachdruck verfolgen, sagte Eisenegger bei einem Vortrag in Wien. "Für den Offenmarktausschuss der US-Notenbanken wird die bereits gestiegene Inflation zunehmend zur Gefahr. Präsident Trump verspricht Steuererleichterungen – eine Liquiditätsspritze für Unternehmen. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung sind so tief wie nie. Das alles erzeugt Inflationsdruck. Gleichzeitig wurden die Zinsen vom historischen Tief ausgehend bisher nur minimal angepasst", so Eisenegger.

Es brauche eineinhalb Jahre, bis ein Zinsschritt in der Wirtschaft tatsächlich ankommt, warnte der M&G-Mann. Wenn Yellen nicht konsequent die Anhebungen fortsetze, müsste sie später in großen Schritten vorgehen. Diese wiederum würden für erhebliche Unruhe sorgen und bringen die Gefahr einer Rezession, so Eisenegger. Aufgrund dieser unumgänglichen Notwendigkeit, an der Zinsschraube zu drehen, sei auch nicht zu erwarten, dass eine Neubesetzung des Fed-Boards durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump etwas am Vorgehen der Fed ändern könnte, gab sich Eisenegger optimistisch.


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Mehrere Posten vakant
Zwei Fed-Posten sind derzeit vakant. Noch dazu endet das Amt Yellens und ihres Vizes 2018. Trump könnte also einen Umbau nach seinem Geschmack vornehmen. Eine zu große Ausweitung der Inflation würde jedoch auch ein politisch anders eingefärbtes Gremium kaum riskieren wollen, sagte Eisenegger.

Die US-Gesamt-Inflation ist zuletzt auf 2,5 Prozent gestiegen, die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) auf 2,3 Prozent. Die Fed, die zwei Prozent anstrebt, orientiert sich zwar an eigenen Standards: Dem PCE-Index für Konsumausgaben, der bis dato noch unter der gesetzten Marke lag. Bloomberg zitierte aber kürzlich Experten von Morgan Stanley und Nateest Markets, die berechnen, dass die PCE-Inflation bereits im Januar auf zwei Prozent gestiegen ist. Offizielle Werte gibt es erst am 1. März.  

"Wir glauben, wir sind in einer Phase steigender Zinssätze. Man will in so einer Situation mehr Kreditrisiko und weniger Duration im Portfolio", so Eisenegger. Zur Erklärung: Portfolios mit kurzer Duration gelten als defensiver, sie verlieren im Fall einer Zinssteigerung weniger stark an Wert.

Auch in Europa aufhellende Vorzeichen
Eisenegger glaubt, dass sich auch die Vorgaben für die EZB in Europa ändern. Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes (EMI) des nicht-verarbeitenden Gewerbes liegen sowohl in den USA als auch in der Eurozone und Großbritannien im aufstrebenden Bereich. "Wir denken, dass das QE schneller endet als angenommen und dies zu einem Abverkauf der Bundesanleihen führen kann. Wir denken, die Renditen der Bundesanleihen sind durch das QE verzerrt und reflektieren mit 0,3 Prozent auf zehn Jahre nicht die aktuelle wirtschaftliche Situation in der Eurozone", so Eisenegger.

Von längerlaufenden Staatsanleihen würde er absehen: "Die bringen nur höhere Volatilität bei minimaler Rendite ins Portfolio".

Was Unternehmensanleihen betrifft, werde man punkto Risiko-Rendite-Verhältnis derzeit in den USA "am besten entschädigt", so Eisenegger. Besonders attraktiv für Euroanleger seien Reverse Yankees – also in Euro denominierte Unternehmensanleihen von US-Unternehmen. Bei gleicher Risikobewertung unterliegen sie nicht dem Renditedruck, der seit dem Vorjahr auf Europäischen Unternehmensanleihen lastet: Die EZB hat bekanntlich vergangenen Frühling den Kauf von Unternehmensanleihen angekündigt, was die Spreads zu den Staatsanleihen gewaltig drückte. (eml)