Anleger sollten mit Neuinvestments in US-Aktien vorsichtig sein, warnt MFS-Chefstratege James Swanson. Er hat Zweifel an der Preismacht und damit auch der Umsatzentwicklung der Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500. "Wenn der Konjunkturzyklus zur Hälfte vorüber ist, steigt die Preismacht meist, weil die Inflation zunimmt", erklärt er. Die Umsätze ziehen dann stärker an als die Kosten.

Setzte in früheren Konjunkturzyklen die Inflation ein, wuchsen die Gewinne börsennotierter US-Firmen schneller als die US-Wirtschaft. "Doch acht Jahre nach Beginn des aktuellen Zyklus fällt es den S&P-500-Unternehmen schwer, ihre Umsätze entsprechend dem Wirtschaftswachstum zu steigern", sagt Swanson. "In vielen Branchen gelingt es nicht, die Preise zu erhöhen."

Swansons zweites Argument gegen US-Aktien sind die geringen Investitionen vieler US-Unternehmen. "Der aktuelle Konjunkturzyklus ist bekannt für extrem niedrige Investitionen in Immobilien, Fabriken und Ausrüstungen", sagt er. "Keiner weiß, warum so wenig in langlebige Aktiva investiert wird, aber angesichts des Gewinnanstiegs der letzten Jahre hätten wir mehr erwartet." Der Konsum allein kann den aktuellen Konjunkturzyklus nicht in Schwung halten. "Meiner Ansicht nach müssen neue Fabriken gebaut und Maschinen, Computer und Software gekauft werden, damit der Aufschwung weitergeht", so der Stratege. "Ich weiß allerdings nicht, was für mehr Investitionen in langlebige Aktiva sorgen könnte, die wiederum die US-Produktivität beflügeln könnten."

Gewinne müssten kräftig steigen
Der MFS-Experte würde der These von weiteren Aktienmarktgewinnen gerne glauben, betont er – gäbe es nur mehr Preiserhöhungen und wachstumsfördernde Investitionen. "Aber ich sehe beides nicht", sagt er. Sowohl in den USA als auch in Europa waren die Unternehmensgewinne im ersten Quartal 2017 ordentlich. Ob es ohne Preismacht und Investitionen so weitergeht, ist allerdings fraglich. "Die Gewinne müssen in den restlichen drei Quartalen des Jahres schon kräftig zulegen, damit das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis gerechtfertigt ist", sagt Swanson. "Ich bleibe bei der Anlage neuer Gelder daher vorsichtig." (fp)