Die indische Regierung hat ein Programm gestartet, mit dem zunächst 75 Millionen, später alle Haushalte in Indien ein eigenes Girokonto erhalten sollen. Darüber hinaus werden für die indischen Bürger Versicherungen abgeschlossen. Zunächst eine Unfallversicherung, im kommenden Jahr sollen Lebensversicherungen hinzukommen. Begleitet wird das Programm von einer Initiative, die finanzielle Bildung zum Ziel hat.

Der Ansatz sei einfach und richtig, urteilt Uwe Zimmer, Vorstand des Vermögensverwalters Meridio aus Köln: Wer sich von dubiosen Vermittlern, Geldverleihern und korrupten Zwischenhändlern unabhängig machen wolle, brauche ein Konto. Der Ansatz der indischen Regierung sei zudem gar nicht so weit von dem entfernt, was in Deutschland praktiziert wird. Auch dort würden Versicherungsprodukte von Staats wegen verordnet, etwa die Haftpflicht fürs Auto als Voraussetzung für eine Zulassung oder die Jagdhaftpflichtversicherung für Jäger. "Auch zur Altersvorsorge drängt der Staat auf ganz bestimmte Produkte, die Riester-, Rürup- oder sonst wie zulagenfähig sind", so der Vermögensverwalter.

Staat sollte Vorgaben zu Rendite und Risiko machen
Was vernachlässigt werde, sei die finanzielle Bildung. "Wäre diese weiter fortgeschritten, könnten die Menschen selbst entscheiden, was für sie das Richtige ist", sagt Zimmer. "So mag eine Lebensversicherung unter Renditegesichtspunkten nicht jedem passen. Wer aber auf absolute Sicherheit setzt oder eine lebenslange Rente will, der wird sie vielleicht doch wählen."

Grundsätzlich sollte der Staat eher Vorgaben zu Risiko und Rendite machen, als konkrete Produkte zu empfehlen, urteilt der Vermögensverwalter: "Eine Einteilung in Risiko-Renditeklassen, die nachvollziehbar ist und die es jedem einzelnen erlaubt, sich zumindest für ihn passende Produkte auszuwählen, ist notwendig." In Indien werde erst die Basis für die finanzielle Selbstbestimmung gelegt. In Deutschland gebe es die Infrastruktur schon, sie werde aber viel zu wenig genutzt. (mb)