Die Rally beim Goldpreis ist ins Stocken geraten. Von den Rekordständen Anfang August ging es wieder leicht abwärts. Kein Grund zur Sorge, sagt Lars-Henning Müller von der Privatbank Merck Finck: "Wir sehen das als eine gesunde Konsolidierung. Aus anlegerpsychologischer Sicht war es nach der kräftigen Aufwärtsbewegung höchste Zeit für eine Verschnaufpause." Müller ist überzeugt, dass sich die Rekordjagd schon im Herbst fortsetzen könnte. Denn die Faktoren, die den Goldpreis zuletzt getrieben haben, bleiben bestehen.

Die Zinsen werden wohl auf lange Sicht niedrig bleiben oder sogar weiter sinken. "Fallende Realzinsen sind ein ideales Umfeld für den Goldpreis, weil die Opportunitätskosten eines Gold-Investments sinken", erklärt Müller. Darüber hinaus dürften sichere Häfen unter Anlegern gefragt bleiben – auch deshalb, weil die Inflationserwartungen aller Voraussicht nach anziehen, wenn sich die Weltkonjunktur weiter erholt. "Gold bleibt eine Währung, die sich nicht künstlich aufblähen und damit potenziell entwerten lässt", sagt der Anlageexperte.

Steigende Nachfrage trifft auf schwächelndes Angebot
Nicht nur Privatanleger, auch Zentralbanken erhöhen ihre Goldquote, um sich abzusichern. Die starke Nachfrage trifft unterdessen auf ein schwächelndes Angebot, erklärt der Merck-Finck-Manager. "Die Minenproduktion von Gold hat ihren Höhepunkt zunächst einmal erreicht und wird bis auf Weiteres sukzessive abnehmen", prognostiziert er. "Ersatz durch zahlreiche neue Minen ist nicht in Sicht." Die Vorlaufzeit für die Inbetriebnahme einer neuen Goldmine ist lang, und die Vorkommen werden immer knapper.

Müllers Fazit: "Treibstoff für den nächsten Höhenflug des Goldpreises ist reichlich vorhanden." Mittelfristig dürfte es weiter kräftig nach oben gehen, prophezeit der Experte. "Auf Sicht von drei Jahren ist ein Goldpreis von 3.000 US-Dollar je Feinunze unserer Meinung nach realistisch." In vielen Portfolios hat Gold noch nicht das empfohlene Gewicht von fünf bis zehn Prozent. Dass es als sicherer Hafen in Krisenzeiten dienen kann, hat das Edelmetall indes bewiesen. (fp)