Max Otte kann wieder lächeln. Im Frühherbst hatten Kommentatoren dem "Börsenprofessor" mangelndes Investment-, dafür aber übergroßes Selbstvermarktungsgeschick vorgeworfen. Die Fondsbeobachter von Morningstar bemängelten zudem die wenig durchschaubare Anlagephilosophie der beiden Otte-Portfolios, dem im März 2008 aufgelegten PI Global Value Fund sowie dem eigens für den deutschen Markt von Ampega im Juli 2013 lancierten Max Otte Vermögensbildungsfonds.

Der Gescholtene hat sich die Kritik offenbar zu Herzen genommen und sich in den vergangenen Monaten in die Einzeltitelanalyse vertieft – mit Erfolg. Nun läuft es für ihn und seine Geldgeber wieder: Seit Juli legten die Otte-Portfolios im Schnitt um jeweils 15 Prozent zu, wie Morningstar-Daten zeigen (Stand: 28. Dezember). Die Schlechtwetterperiode scheint inzwischen überwunden zu sein. "Ich habe mich auf meinen Anlagestil konzentriert, und der trägt Früchte", erklärt Otte im Gespräch mit dem Magazin Wirtschaftswoche (WiWo). Etliche seiner Investmentthesen von 2013 und 2014 hätten schlicht mehr Zeit gebraucht, um zu reifen.

Selbstkritik geübt
"Aber wir haben auch Fehler gemacht", räumt Otte ein. Von Sommer 2014 bis Ende 2015 seien seine Fonds unterdurchschnittlich gelaufen. Beherzte Versuche, die Underperformance abzustellen, machten vieles noch schlimmer. "Dann haben wir auf mehr Qualität umgestellt und die Zykliker reduziert – und wurden nochmal aus der Kurve getragen, als sich die Zykliker Anfang 2016 ganz gut erholt haben", erinnert sich Otte.

Retrospektiv betrachtet habe ihn diese schwierige Phase darin bestärkt, wie wichtig es ist, seinem Stil treu zu bleiben – auch wenn es Kritik hagelt. "Fast jeder Investor hat mal 'Anfechtungen'. Die muss man abwehren. Jetzt kommen die Gewinne allmählich", sagt Otte im WiWo-Interview.

Konjunktursensible Werte favorisiert
Mit Blick nach vorne will Otte seinen zyklischen Investments die Stange halten. "Jetzt ist die Stunde der Industriewerte und der potenziellen Inflationsgewinner", so seine Überzeugung. Die Basis seiner Fonds bildeten unverändert Qualitätstitel, aber die Zykliker seien das Salz in der Suppe. "Wir gehen vielleicht noch etwas mehr und selektiv in Rohstoffe, allerdings mit scharfen Risikolimits", kündigt Otte an.

Auch Goldbestände sollte man aufstocken. "Als Anlageklasse ist Gold attraktiv, unabhängig davon, in welche Richtung der Goldpreis läuft. Deshalb habe ich nachgekauft", verrät Otte im WiWo-Gespräch. Und noch mehr: Aktuell laufe ein "Endspiel um die Verteilung der Vermögenswerte." Man erkenne zunehmend die Verzweifeltheit der Versuche, das globale Konjunkturschiff auf Kurs zu halten.  "Wir haben das Problem, dass die Notenbankpolitik an ihre Grenzen stößt. Das System der manipulierten Märkte zeigt Ermüdungserscheinungen und Sollbruchstellen. Nach 20 Jahren expansiver und zehn Jahren hyper-expansiver Geldpolitik merken wir, dass es nicht mehr so weitergeht", fasst Otte zusammen.

Sachwerte als sichere Häfen
Für ihn als Investor bedeutet das: Raus aus Geldvermögen, egal ob Anleihen, Festgeld oder Lebensversicherungen, und rein in reale Werte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle. "Aktien sind insgesamt noch weit von einer Überbewertung entfernt. Selbst bei den gefragten Qualitätstiteln ist keine Blase erkennbar", sagt Otte, der dem Dax durchaus zutraut, bis auf 14.000 Punkte zu klettern. Nur bis wann genau dem deutschen Leitbarometer dieser Kraftakt gelingen könnte, das verrät Otte leider nicht. (ps)