Dass es im Fall eines ungeregelten – also "harten" – Brexit auch Gewinner geben könnte, wird in der innereuropäischen Diskussion in der Regel ausgeschlossen. Politiker und Wirtschaftsforscher bezeichnen diese Variante als Lose-Lose-Situation. Der frühere Templeton-Fondsmanager und international bekannte Schwellenlandexperte Mark Mobius, Gründer von Mobius Capital Partner, sieht dies in einem Interview mit CNBC hingegen anders. Seiner Einschätzung nach könnte ein Hard Brexit großartige Chancen für Emerging Markets eröffnen.

Sollte sich Großbritannien klar von der EU trennen, könnten sich die Briten weltweit auf die Suche nach Freihandelspartnern machen. Würde man sich mit der Botschaft "Jeder kann zu uns kommen und mit uns völlig problemlos Handel treiben“ international auf die Suche nach neuen Wirtschaftspartnern machen, wäre das für Großbritannien, speziell die Schwellenländer, aber auch für den gesamten Welthandel von Vorteil. Mobius glaubt allerdings selbst nicht wirklich an diese maximale Freihandelsvariante. Wahrscheinlicher sei eine entschärfte Brexit-Variante, um den Kontakt zur EU nicht zu stark zu beeinträchtigen.

Ob es Ende des Monats wie eigentlich vorgesehen überhaupt zum Austritt der Briten aus der europäischen Gemeinschaft kommt, ist auch wenige Tage davor noch weitgehend unklar. Jüngsten Berichten zufolge bemüht sich Premierministerin Theresa May um eine Verschiebung, die EU äußerte sich dazu zuletzt eher zurückhaltend. Eine Fristverlängerung, so wurde EU-Chefverhandler Michel Barnier zitiert, wäre nur dann eine Option, wenn sich daraus ein Nutzen für die EU ergäbe. Mehrheitlich wurde diese Äußerung als Versuch gewertet, Druck auf die Briten auszuüben, im Unterhaus eine tragfähige Koalition für einen "weicheren" Brexit zu bilden. Europas Staatschefs treffen sich am 21. März zu einer monatlichen Ratsversammlung (European Council) in Brüssel. (gf)