Bill Gross will es bald wieder tun. Zum zweiten Mal binnen Kurzem hat der Janus-Henderson-Ausnahmemanager angekündigt, einen Teil seiner umfangreichen Briefmarkensammlung meistbietend und für wohltätige Zwecke versteigern zu lassen. Im September soll die spektakuläre Kollektion beim renommierten US-Auktionshaus Siegel Galleries unter den Hammer kommen.

Mit seiner Passion für historische Postwertzeichen beweist der 73-jährige "Bond-König" nicht nur in seiner hauptberuflichen Rolle als Fondsmanager, sondern auch als Privatmann Spürsinn für lukrative Investments. Denn die Papier-Pretiosen stillen nicht nur die Sammelleidenschaft: Kenner können mit ihnen und anderen "Schätzchen" wie automobilen Klassikern oder Buch-Raritäten à la longue gutes Geld verdienen.

Das belegt eine aktuelle Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) eindrucksvoll – auch wenn der Renditeaspekt für die meisten Käufer zum Zeitpunkt des Erwerbs sehr wahrscheinlich keine primäre Rolle spielt, oder besser gesagt: gespielt hat.


In der aktuellen Edition ihres "Global Investment Returns Yearbook" haben Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School erstmals nachgerechnet, welche Langfristrenditen mit "Sammlerstücken" seit dem Jahr 1900 im Schnitt, in US-Dollar gerechnet und inflationsbereinigt zu verdienen waren. Die Ergebnisse finden Sie – aufsteigend gereiht nach der Wertentwicklung – in der Bildergalerie oben.


Nicht nur, dass kunstvoll geknüpfte Teppiche, exquisite Weine, seltene Bücher oder historische Musikinstrumente die Herzen ihrer aktuellen und früheren Besitzer (sprich: Erblasser) höher schlagen lassen und ließen (ansonsten passen Emotionen und Geldanlage ja eher schlecht zueinander): Sie machen schlicht mehr her als ein schnöder Depotauszug.

Eingebauter Inflationsschutz inklusive, aber…
Hinzu kommt, dass die kulturellen Kultobjekte allesamt ein Versprechen einlösen, auf das andere Sachwerte-Investoren – allen voran Immobilienkäufer – mitunter vergebens hoffen: den Schutz vor schleichender Geldentwertung durch die allgemeine Teuerung. Und das trotz teils hyperinflationärer Zeiten wie etwa während und nach den beiden Weltkriegen oder den Ölpreisschocks Anfang und Mitte der 1970er Jahre – und obwohl die Sammlerobjekte während der Aufbewahrung keine regelmäßigen Erträge wie Dividenden oder Zinsen abwerfen, sondern ganz im Gegenteil eher Kosten verursachen in Form von Tresor-Mieten oder zu nicht zu unterschätzender Versicherungsprämien.

Tatsächlich, so die Credit-Suisse-Expertise, bieten Sammlerstücke so etwas wie einen "eingebauten" Inflationsausgleich: Ihre reale Rendite liegt über Null, teilweise sogar recht deutlich. Anders gesagt: Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes "konservative", weil wertbewahrende Assets. 

Von Immobilien lässt sich Ähnliches nicht behaupten: "Die Aussage, dass Immobilien einen großen finanziellen Zugewinn bei geringerem Risiko bieten, sind nicht richtig. Seit 1900 beträgt der qualitätsbereinigte reale Wertzuwachs auf dem weltweiten Immobilienmarkt ungefähr minus zwei Prozent pro Jahr", schreiben die Wissenschaftler der London Business School in der CS-Studie.

…es kommt drauf an, was man sammelt
Zumindest gilt die eingebaute Inflationsabwehr für alle, die in Zeiträumen von mehreren Jahrzehnten planen können: Denn auch die Sammelleidenschaft kennt, was einzelne Objektgruppen betrifft, ihre Hochs und Tiefs, sprich: Moden. Wein beispielsweise wurde lange Zeit eher getrunken als gelagert, stellten die CS-Profis fest: Mit Ausnahme einer kurzen Phase Mitte des vergangenen Jahrhundert kam die "Kellerrendite" ab Mitte der 1970er Jahre erst zu voller Blüte. Und auch die Preise für automobile Oldtimer geben erst richtig Vollgas, seit sich immer mehr nostalgisch gesinnte "Babyboomer" ein Stück Kindheit zurück und in die heimische Garage holen wollen.

Ein vielleicht überraschender Fakt am Rande: Die selbst von herkömmlichen Anlegern hin und wieder favorisierten Edelmetalle und Diamanten ergeben bestenfalls in verarbeiteter Form Sinn, also in Kombination mit anderen "Bodenschätzen" als Schmuckstück. Als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel versagen sie jedoch. Diamanten beispielsweise erzielten inflationsbereinigt seit dem Jahr 1900 eine Negativrendite von 0,5 Prozent per annum, für Silber-Besitzer kam die Einlagerung einem Nullsummenspiel gleich, und auch mit dem nicht totzukriegenden Mythos, Gold tauge zur Krisenabwehr, räumt die CS-Expertise gründlich auf: Real verblieb in 118 Jahren nur eine Schmalspurrendite von 0,8 Prozent per annum.

Geduld kommt quasi von alleine
Natürlich mussten die CS-Analysten für ihre Langfristauswertung auf teils lückenhafte Daten zurückgreifen. Auch räumen die Autoren ein, dass es sich nur um Durchschnittsberechnungen handelt. Soll heißen: Wer bereits einen Picasso mit Echtheitszertifikat im heimischen Salon hängen hat oder ein Cartier-Collier im Nachlass der verstorbenen Erbtante entdeckt, kann wahrscheinlich wesentlich mehr erlösen, als im statistischen Mehrjahresmittel möglich ist – wer auf Fälscher hereinfällt, aber auch entsprechend deutlich weniger.

Und auch wenn der Markt für die meisten Liebhaberobjekte weniger liquide ist als Umschlagplätze für herkömmliche Wertpapiere (was andererseits den zeitlichen Anlagehorizont von ganz alleine erweitert, und daran mangelt es konventionellen Kapitalanlegern ja des Öfteren): Etwas weniger Hochmut gegenüber Sammlern täte dem einen oder der anderen vielleicht ganz gut – obwohl…ach, Sie werden schon sehen! (ps)