Die angekündigte Zinswende hat die Kurse an den Anleihenmärkten einbrechen lassen. Vorsorgeeinrichtungen und Kapitallebensversicherungen könnte daher größeres Ungemach drohen, meint Christoph Bruns, Vorstand der Fondsgesellschaft Loys, in einer Kolumne für das Magazin "Capital". "Kapitalsammelstellen, die nach Marktwerten bilanzieren müssen, werden dicke Kursverluste ausweisen müssen", erläutert der Fondsmanager.

"Die ersten Wochen des Jahres haben einen kräftigen Kursrutsch bei langlaufenden Anleihen erbracht", führt Bruns aus. "Man schaue sich einmal den Kursverlauf der hundertjährigen Österreich-Anleihe an." Darüber hinaus könne man im Anleihesegment niedriger Bonität "mit Fug von einem Crash sprechen". So brachen amerikanische Hochzinsanleihen um 3,75 Prozent ein. Selbst beim deutschen Rentenmarktindex Rex steht seit Jahresbeginn ein Verlust von 1,8 Prozent zu Buche, rechnet der Fondsmanager vor.

Keine Überraschung
"Von einer unerwarteten Entwicklung kann man jedoch nicht sprechen", stellt Bruns klar. Vielmehr sei der Wirkungszusammenhang zwischen Zinsniveau und Anleihekursen mathematisch stabil und damit vorhersagbar. Rechne man die Geldentwertung noch hinzu, komme für Eigner langlaufender Bonds noch ein Kaufkraftverlust in Höhe von 22 Prozent hinzu – "sofern es der europäischen Notenbank gelingt, eine dauerhafte Inflation von zwei Prozent pro Jahr herbeizuführen."

Das mathematische Argument zugunsten einer diversifizierten Aktienanlage sei daher leicht gemacht, resümiert der Loys-Manager. Der Besitzer eines Aktienfonds dürfe bei einer durchschnittlichen jährlichen Dividendenrendite von zwei Prozent mit einem Zuwachs nach zehn Jahren von knapp 22 Prozent rechnen, ohne dass sich die Kurse der Aktien verändert haben.

Ohne Aktien in der Bredouille
"Jene Institutionen, die in den letzten zehn Jahren den Weg zu höheren Aktienanteilen am Portfolio nicht gefunden haben, geraten in die Bredouille. Die Altersvorsorgekrise dürfte sich zunächst verschärfen", resümiert Bruns. Zugleich sei aber klar, dass die Politik an diesem Szenario wenig Gefallen finden werde. "Daher spricht vieles dafür, dass die Notenbanken alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Zinsanstiege zu begrenzen", folgert der Fondsmanager. (fp)