Bei ihrer heutigen Sitzung dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst keine Änderungen ihrer lockeren Geldpolitik beschließen, erwartet Hetal Mehta, Ökonom beim Fondsanbieter Legal & General Investment (LGIM): "Die EZB dürfte erst im späteren Verlauf dieses Jahres bekannt geben, ihre Asset-Käufe in 2018 schrittweise reduzieren zu wollen", so Mehta. Die Zinswende in Europa werde deshalb noch weiter auf sich warten lassen.

Die Inflation im Euroraum lag zuletzt mehrmals um die Zwei-Prozent-Marke herum, womit die Notenbank ihr Inflationsziel von "knapp unter" zwei Prozent erreicht hat. Eine Normalisierung des Zinsniveaus steht laut Mehta trotzdem nicht bevor. Denn: "Zum einen hat die EZB mehrfach betont, dass sie auf dem Weg zu ihrer Zielvorgabe zunächst einen nachhaltigen Anstieg der Kerninflation sehen will. Darüber hinaus haben EZB-Chef Mario Draghi und andere mehrfach ihre Absicht betont, die Zinssätze erst nach einem Ende der quantitativen Lockerung (QE) anzuheben", erklärt der Ökonom. 

EZB ist glaubwürdig
Dabei führten sie eine Reihe von Gründen an, einschließlich der Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität, sagt Mehta. "Es wurde klargestellt: Je früher QE endet, desto besser. Denn es schafft Marktverzerrungen und hält Regierungen davon ab, Reformen durchzuführen." Zwar tendierten Zentralbanken dazu, von Zeit zu Zeit ihre Meinung zu ändern und die Märkte zu überraschen. "Dieses Mal sind wir aber gewillt, der EZB zu glauben", sagt Mehta. Fundamentalwerte wie Lohnwachstum und Kerninflation hätten nicht genug Fahrt aufgenommen, um eine Verengung der Geldpolitik zu rechtfertigen. (fp)