Die gängigen Schwellenländerindizes sind nicht mehr aussagekräftig, sagt Magdalena Polan, Ökonomin bei Legal & General Investment Management (LGIM). Meist haben dort große Rohstoffexporteure das höchste Gewicht. Unter den Emerging Markets gibt es aber auch Staaten mit starkem verarbeitenden Gewerbe und robusten Handelsbilanzüberschüssen. "Aufgrund dieser Unterschiede reagieren die Einzelstaaten ganz verschieden auf makroökonomische Ereignisse", erklärt Polan. Oft werde nicht einmal klar abgegrenzt, ob die gesamte Volkswirtschaft eines Landes oder nur ihr Finanzmarkt betrachtet wird, kritisiert sie.

Anfänglich wurden die Emerging Markets nach einem Ausschlusskriterium definiert: Es waren einfach jene Volkswirtschaften, die gemessen an der Einkommensskala weder am höchsten noch am schwächsten entwickelt waren. "Diese Definition wird bald überholt sein", ist die Ökonomin überzeugt. Einige Länder haben bereits die Schwelle zur Gruppe mit den höchsten Einkommen überschritten. Eine weitere altmodische Sichtweise betrachtet die Schwellenländer als Kapitalimporteure. Auch das ist nicht mehr zeitgemäß: Viele Emerging Markets sind dabei, zu Netto-Kreditgebern höher entwickelter Volkswirtschaften zu werden.

Höchste Zeit für neue Kriterien
Polan sieht mehrere Möglichkeiten, die Emerging Marktes neu zu klassifizieren. Zusätzlich zur Einordnung nach dem Einkommen könnten sie etwa in Produzenten und Rohstoffexporteure aufgeteilt werden. Zudem sollte man nach Staaten mit Leistungsbilanzüberschüssen und -defiziten unterscheiden. Ein weiteres Kriterium könnte der Verschuldungsgrad sein. So hätten künftig auch produzierende Unternehmen und Dienstleistungsanbieter aus kleineren Ländern eine Chance, in Aktienindizes aufgenommen zu werden. Bisher umfassen die meisten Emerging-Markets-Barometer nur große Unternehmen, häufig Rohstoffproduzenten. Mittelgroße Unternehmen und Firmen aus dem Finanzsektor fehlten dagegen. (fp)