Nach Ansicht von Sonja Laud, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management (LGIM), ist der Ausgang der US-Wahlen der wichtigste makroökonomische Faktor bis zum Ende des Jahres – insbesondere wenn man das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und die drohende fiskalische Haushaltsklippe berücksichtigt. "Wir gehen von temporären Marktschwankungen aus, je näher die Wahlen rücken. Im Moment sehen die Märkte dem Ereignis noch gelassen entgegen", schreibt die Kapitalmarktexpertin in einem Marktkommentar.

Welche Folgen für die Märkte sind aber von den Wahlen in den USA zu erwarten? Ein Wahlsieg Donald Trumps dürfte erneut Zölle als politisches Druckmittel sowie Steuersenkungen mit sich bringen. Das wäre aus Sicht von Laud eine schlechte Nachricht für US-Staatsanleihen, Märkte außerhalb der USA sowie Basiskonsumgüter. Für den Energie-Sektor und den US-Dollar hingegen wäre ein Sieg Donald Trumps eine gute Nachricht.

So dürften die Märkte auf Harris reagieren
Falls Kamala Harris siegt, wird ihre Regierung wahrscheinlich die Steuersenkungen der Trump-Regierung rückgängig machen und die Ausgaben für soziale und ökologische Projekte steigern. "Dies wäre unserer Meinung nach leicht negativ für US-Aktien, aber besser für Märkte außerhalb der USA. Ohne Zölle dürfte der Effekt auf festverzinsliche Wertpapiere gedämpfter ausfallen als bei einem Wahlsieg Trumps", so Laud. 

Der Kurssturz Anfang August hat Laud zufolge aber gezeigt, wie nervös die Aktienmärkte insgesamt sind, insbesondere weil viele Bewertungen nach wie vor hoch sind. Eine zunehmend multipolare Welt, technologischer Fortschritt, demografischer Wandel und geopolitische Unruhen verunsichern Anleger.

Experten-Rat: Diversifizierung
Die Märkte preisen auch die Risiken, die sich aus bereits bestehenden Konflikten wie denen in der Ukraine und im Nahen Osten ergeben, aktuell offenbar nicht ein. Daher ist für Laud Diversifizierung wichtiger denn je, um etwaige wirtschaftliche Negativ-Szenarien zu überstehen und die Auswirkungen eines einzelnen Markteinbruchs abzumildern. (fp)