Chinas Unternehmen sind hoch verschuldet. Der chinesischen Regierung ist dieses Problem durchaus bewusst. "Es macht die Firmen verwundbar, wenn die Zinsen steigen", sagt Tim Drayson, Ökonom bei Legal & General Investment Management (LGIM). "Hinzu kommt die problematische Situation bei notleidenden Krediten, deren Volumen deutlich größer ist als bisher angenommen."

Wegducken vor dem Schuldenproblem will sich die chinesische Führung offenbar nicht. Es gibt Anzeichen dafür, dass sie die Reform der staatlichen Unternehmen stärker vorantreiben will. "Der Fokus liegt dabei auf einem Ausgleich der sozialen Kosten. Es besteht ein gewisser Widerwille, den Kreditgebern Verluste aufzubürden", sagt Drayson. Dennoch: Auch bei unprofitablen Staatsunternehmen wird mehr und mehr umgebaut.

Keine sozialen Unruhen riskieren
Geplant ist, den Personalbestand der Firmen zu reduzieren und sie stärker auf Effizienz zu trimmen – allerdings mit Finanzspritzen der Regierung, um die soziale Stabilität nicht zu gefährden. Mitarbeiter bekommen vermehrt Umschulungen angeboten oder die Möglichkeit, früher in Rente zu gehen. "Zudem soll eine gemischte Besitzstruktur für Unternehmen eingeführt werden", erklärt der LGIM-Experte. Möglich seien etwa Partnerschaften zwischen staatlichen Unternehmen, Investoren, dem Senior Management und den Mitarbeitern.

Letztlich sollen nur effizient geführte Unternehmen überleben. "Das hat sich als effektiv erwiesen, wenn es darum geht, den Einsatz von Krediten zur Finanzierung des Wachstums zu reduzieren", sagt Drayson. So werden in China die Kräfte des freien Marktes stärker. Der Sozialismus bleibt aber ein wichtiger Teil des Landes: "Die Regierung wird auch weiterhin in die Finanzmärkte eingreifen, wenn sie es für nötig hält, und hat kein Interesse daran, ihre Kontrolle über den Finanzsektor zu reduzieren", stellt der Ökonom klar. (fp)