Liegt Trump vorne? Oder doch Biden? Auch in den Swing States? Und nach Wahlmänner-Stimmen? Die Prognosen für die US-Wahl im November sind so verworren, dass Investoren den Atem anhalten und zugleich auf die geringste Marktbewegung reagieren, kommentiert Olivier de Berranger, Anlagechef beim französischen Fondshaus LFDE, das demoskopische Verwirrspiel. "Die TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden zeigte es, denn sie war derart angespannt und so wenig informativ, dass die Märkte anschließend fielen, sich dann aber wieder erholten."

Nach dem positiven Corona-Test des US-Präsidenten gaben die Märkte erneut nach – und Bidens Chance, als Sieger aus der Wahl hervorzugehen, stieg den Quoten von Online-Wettanbietern zufolge deutlich an. Investoren müssen damit rechnen, dass die Lage weiter unübersichtlich bleibt, sagt de Berranger. "Solange sich die Unsicherheit im Zusammenhang mit diesen Wahlen nicht wenigstens etwas verflüchtigt, könnten die Märkte weiterhin auf ihrem aktuellen Niveau herumdümpeln." Ein Game Changer wäre seiner Einschätzung nach höchstens der Rückzug eines Kandidaten oder die rasche Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffs.

Höhere Schulden sind alternativlos
In einer Hinsicht sind sich die Präsidentschaftsanwärter immerhin einig: Die US-Wirtschaft benötigt noch stärkere geldpolitische Anreize als bisher. Wenn nötig muss die Regierung weitere Schulden aufnehmen, um die Konjunktur anzukurbeln. "Die Amerikaner erhöhen ungeniert ihr Haushaltsdefizit und bewegen sich – wenn auch mühsam – in Richtung eines neuen Konjunkturpakets", berichtet der LFDE-Experte. Die große Frage ist aber auch hier, wie es nach der Wahl konkret weitergeht. (fp)