LFDE: Stell' Dir vor, die Konjunktur erholt sich…
… und keinen freut's. Experten des Fondsanbieters La Financière de l'Echiquier erklären, warum Anleger auf den anrollenden Wirtschaftsaufschwung eher verhalten reagieren.
Stell' Dir vor, es ist Krieg - und keiner geht hin! So lautete eine bekannte Parole der europäischen Friedensbewegung zu Beginn der 1980er Jahre. Ähnliches ließe sich auf die aktuellen weltwirtschaftlichen Verhältnisse übertragen.
Die Weltwirtschaft steht am Beginn eines neuen Konjunkturzyklus. Davon ist Olivier de Berranger, Anlagechef der französischen Investmentgesellschaft La Financière de l'Echiquier (LFDE), überzeugt. Investoren zeigen sich über die verbesserten Konjunkturaussichten allerdings nicht gerade erfreut. Statt noch beherzter zu Risikoanlagen zu greifen, reagieren sie hochnervös. Das liegt vor allem daran, dass eine Normalisierung des wirtschaftlichen Umfelds mit steigenden Zinsen einhergehen könnte, erklärt de Berranger.
Ein deutlicher Zinsanstieg würde vor allem hoch bewertete Aktien treffen, insbesondere Titel innovativer Unternehmen aus den Branchen Digitalisierung und Energie, schätzt der Experte. "Ein struktureller Anstieg der Kapitalkosten würde ihre Bewertungen deutlich belasten", sagt er. Diese Angst der Anleger lässt sich gut am Aktienkurs des E-Auto-Herstellers Tesla ablesen. Die Tesla-Aktie hat allein im Februar 20 Prozent an Wert verloren und entwickelte sich damit exakt entgegengesetzt zur Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen. Gute Fondsmanager dürften aber in der Lage sein, die Spreu vom Weizen zu trennen, sagt de Berranger.
Besser wird's nicht
Kommt die Konjunktur wieder in Gang, überwiegen die Vorteile für die Wirtschaft, betont der LFDE-Experte. "Sofern keine neuen Lockdowns beschlossen werden, dürfte die Erholung einen moderaten Zinsanstieg aushalten", sagt er. Bei einer leicht anziehenden Inflation könnten die Realzinsen niedrig oder sogar im negativen Bereich bleiben. "Das wäre dann eine ideale finanzielle Situation: positive Nominalzinsen und geringe Realzinsen, die die Wirtschaft beflügeln." Das Risiko einer überbordenden Inflation schätzt de Berranger derweil als gering ein. "Letztlich könnten sogar Anleihen wieder interessant werden", sagt er. "Kann man sich bessere Nachrichten von der Börse wünschen?" (fp)
