Die Situation an den Anleihemärkten erinnert momentan "an die besten Zeiten der Internetblase, nur ohne die Begeisterung des Börsenrauschs", sagt Didier Le Menestrel, Chairman von La Financière de l’Echiquier (LFDE). Der Appetit der Anleger auf Anleihen sei ungebrochen, und die jüngsten Emissionen zeichneten sich durch beeindruckende Volumen aus. "Danone etwa hat vor einigen Tagen Anleihen im Wert von sechs Milliarden Euro mit Laufzeiten von zwei bis zwölf Jahren ausgegeben", sagt Le Menestrel. Den Käufern seiner Anleihen zahlt der Konzern vier Jahre lang Zinsen von 0,17 Prozent und 1,20 Prozent für die nächsten zwölf Jahre. Auch die Staaten stehen dem in nichts nach: Österreich nutzt diese für Kreditnehmer gesegneten Zeiten und gibt Anleihen aus mit einer Laufzeit von 70 Jahren und einem Zinssatz von 1,55 Prozent.

Diese Suche nach Rendite verbunden mit geringem Risiko sei inzwischen derart zur Routine geworden, dass manche Experten hierin mittlerweile eine hoch riskante Lage sähen. Zwar könne man argumentieren, dass jeder positive Basispunkt willkommen ist, wenn das Halten von Geld auf der Bank mit einem negativen Zins von minus 0,40 Prozent bestraft wird. "Doch erinnern wir uns daran, dass Negativ- oder Nullzinsen anormal sind und gefährlichere Verhaltensweisen herbeiführen, je mehr wir uns daran gewöhnen. Dahinter steckt nämlich ein bedrohlicher Mechanismus: Mögliche Auslöser von Börsenblasen werden einfach verdrängt", sagt Le Menestrel. 

Exzess ist nicht steuerbar
Die momentane Extremsituation bei Anleihen unterscheide sich von der Internetblase vor allem durch die Tatsache, dass es sich hierbei um eine von den Zentralbanken gesteuerte Aktion handle. "Aber können derartige Exzesse wirklich gesteuert werden?", fragt Le Menstrel. Zweifellos seien die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik über das Ziel hinausgeschossen und es sei Zeit, wieder zu vernünftigeren Zinsniveaus zurückzukehren. (fp)