Es ist ein altbekannter Witz: Wieso schuf Gott den Beruf des Meteorologen? Damit der Ökonom nicht so dumm dasteht. Auf die Vorhersagen der hauptberuflichen Wetterfrösche sei allerdings mehr Verlass als auf den "allwissenden Aktienmarkt", sagt Jeff Schulze, Investmentstratege bei der Legg-Mason-Tochter Clearbridge. Denn der Aktienmarkt habe vergleichsweise selten ein gutes Gespür dafür, wenn es darum geht, eine Rezession anzukündigen. "Läge der Markt genauso oft richtig, wie es Meteorologen tun, hätte es seit 1965 ganze 28 Rezessionen geben müssen. Tatsächlich waren es aber nur sieben", sagt Schulze.

Anleger, die angesichts des Handelskrieges zwischen China und den USA eine Rezession befürchten, sollten laut dem Investmentstrategen deshalb nicht nur die Börsen betrachten – sondern auch Indikatoren wie Credit Spreads, Umsatzrenditen oder die Konsumstimmung in einem Land. Zwar rät Schulze zur Vorsicht, da das Rezessionsrisiko-Dashboard von Clearbridge derzeit auf Gelb steht: "Von den letzten elf Malen, als das Dashboard auf Gelb stand, folgte in sieben dieser Fälle eine Rezession" – jedoch: "Vier Mal folgte hingegen auf Gelb wieder ein Grün."

Aktienmarkt könnte erst einmal weiter steigen
Eine baldige Erholung der Konjunktur sei also nicht ausgeschlossen. Ob es tatsächlich zu einer Rezession kommt, zeigt sich laut Schulzes Einschätzungen in den nächsten ein bis zwei Quartalen. Kurzfristig rechnet er damit, dass Aktien weiter steigen – trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Turbulenzen. (fp)