Die Federal Reserve hält als einzige der großen Notenbanken die Leitzinsen bislang im positiven Bereich. Damit könnte es bald vorbei sein, sagt Michael Bazdarich, Experte für Pensionslösungen bei Western Asset, einer Boutique unter dem Dach von Legg Mason. Geht es mit der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten abwärts, dürfte auch die Fed auf den Negativzins-Pfad einschwenken. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis negative Zinsen in den USA Einzug halten", sagt Bazdarich.

Momentan liegt der Leitzins in den USA bei 1,75 Prozent. "Um eine Rezession abzumildern oder zu verhindern, hat die Fed in den vergangenen Abschwüngen jeweils Zinskürzungen von mehr als 500 Basispunkten vorgenommen", sagt der Legg-Mason-Experte. Kühlt sich die US-Wirtschaft erneut ab, sieht er zwei Möglichkeiten: Entweder hält die Fed still und tut nichts, um die Wirtschaft zu stützen. "Oder sie geht in die Minuszinspolitik", sagt Bazdarich. Er geht davon aus, dass Letzteres der Fall sein wird – auf Druck der Politik und der Märkte hin.

Startschuss zum Geld horten
In Europa und Japan haben sich die Anleger längst an Minuszinsen gewöhnt. In den USA ist dagegen mit massiven Vorbehalten zu rechnen, warnt der Anlageprofi. "Wir gehen davon aus, dass die Einführung von Negativzinsen nicht ohne großen Aufschrei verläuft", sagt er. Er hält es sogar für möglich, dass viele US-Amerikaner dann anfangen würden, Bargeld zu horten – was der Absicht der Fed, die Wirtschaft anzukurbeln, diametral entgegenliefe.

Bazdarich hält es für möglich, dass die US-Regierung es ihren Bürgern erschweren will, massenhaft Bargeld zu horten. In Europa ist der 500-Euro-Schein bereits abgeschafft. In den Vereinigten Staaten werden ähnliche Schritte diskutiert. Zwar wird das Aus für große Scheine in der Regel mit dem Kampf gegen Geldwäsche und andere kriminelle Handlungen begründet. In Zeiten von Negativzinsen kommt den Notenbanken diese Entwicklung aber durchaus gelegen, urteilt der Experte. (fp)