Ein Sieg von Donald Trump bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA ist zwar nicht unbedingt wahrscheinlich, aber dennoch möglich. Tritt dieser Fall ein, dürfte das US-Aktien kurzfristig Auftrieb verleihen, während bei Anleihen vor allem US-Staatspapiere zu den Verlierern gehören werden. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des britischen Asset-Managers Legal & General Investment Management (LGIM).

Nach menschlichem Ermessen habe Donald Trump im direkten Duell gegen Hillary Clinton geringe Chancen auf einen Sieg, ist Tim Drayson überzeugt. "Clinton steht dafür, die vorhandenen Verhältnisse zu wahren, und unter diesem Gesichtspunkt müsste man sich eigentlich keine Gedanken in Hinblick auf die US-Wahl machen", sagt der Head of Economics bei LGIM. Allerdings ihabe das alternative Szenario erhebliche Auswirkungen auf US-Vermögenswerte. "Die Frage aus Sicht von Investoren ist doch: Was würde ein US-Präsident Trump tun?“, nimmt Lars Kreckel, Aktienstratege bei LGIM, den Gedanken seines Kollegen auf. Eine Antwort darauf sei alles andere als einfach zu geben, da sich Trump selbst als 'vollkommen flexibel bei einer Menge, Menge von Themen' beschreibt.

Als vergleichsweise konsistent gelte zumindest Trumps Standpunkt in Hinblick auf die von Amtsinhaber Barack Obama vollzogene Gesundheitsreform "Obamacare", die er rückabwickeln will. Zudem plant Trump, die Flüchtlingspolitik zu verschärfen und die Verhandlungen über die Freihandelsabkommen mit Europa (TTIP) und Asien (TTP) auszusetzen. "Dagegen hat Trump bei anderen Themen wie etwa dem Mindestlohn vor Kurzem eine radikale Kehrtwende vollzogen", so Dyson. Die wesentliche Schlussfolgerung daraus sei, dass Trump kein Ideologe ist, der eine Grundüberzeugung vertritt.

Sicher ist nur die Unsicherheit
Aus diesem Mangel an Klarheit über die politische Ausrichtung einer US-Regierung unter Trump ist Unsicherheit nach Ansicht der beiden LGIM-Experten wahrscheinlich das Einzige, über das sich die Investoren über die kommenden Monate hinweg sicher sein können. "Es ist ein Klischee, dass die Märkte keine Unsicherheit mögen. Wir erwarten daher, dass die steigende Wahrscheinlichkeit einer Präsidentschaft Trumps einher geht mit einer höheren Risikoprämie von US-Vermögenstiteln", prognostiziert Kreckel.

Lausige Kreditwürdigkeit von Trump als Unternehmer
Dieser Risikoabschlag könnte bei US-Aktien kompensiert werden durch die Aussicht auf höhere Staatsausgaben einer Regierung Trump. Wegen der dann besseren Wachstumsaussichten für Unternehmen dürfte dies den Kursen kurzfristig Auftrieb verleihen. 

Trump habe bislang wenig dazu gesagt, wie er den Staatshaushalt ausgleichen will, stattdessen aber Maßnahmen betont, die zu einer Ausweitung der Verschuldung führen würden, wie etwa deutlich höhere Ausgaben für den Ausbau der Infrastruktur. "Aus Sicht von Investoren, die US-Staatsanleihen halten, ist das natürlich keine besonders attraktive Politik - vor allem wenn man dies in Verbindung mit den wirklich Besorgnis erregenden Äußerungen Trumps zu seinem Umgang mit Anleihegläubiger sieht", sagt Doyson.

Trump habe bislang mehrfach gesagt, dass er als Geschäftsmann Kredite aufgenommen habe mit der ausdrücklichen Absicht, diese später nicht zurückzuzahlen. "Es ist anzunehmen, dass sich seine Haltung in diesem Punkt mäßigen wird, sollten seine Chancen auf eine Präsidentschaft steigen", hofft Dryson und ergänzt: "Am Ende stellt sich die nicht unwichtige Frage nach der Rolle von US-Treasuries unter einer US-Regierung Trump als die risikofreieste Anlage der Welt." (ps)