Anleger und Berater mit ausreichender Expertise bei Short-Spekulationen könnten sich überlegen, bei Silber auf fallende Notierungen zu setzen. Für diese Wette spricht, dass die Money Manager, also eher kurzfristig eingestellte, spekulativ orientierte Marktteilnehmer, an den Futures-Märkten im historischen Vergleich sehr hohe Long-Positionen in ihren Büchern halten. Auf diesen Umstand weisen die Beobachter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer aktuellen Blitzstudie hin.

Die Idee dahinter: Die Mehrheit der Marktteilnehmer bekommt nur selten Recht, also wäre eine konträre Short-Position mit engem Stopp-Loss eventuell aussichtsreich. Denn wenn sich die politische Großwetterlage (Nordkorea, Macron gewinnt die Stichwahl in Frankreich gegen Le Pen) beruhigen sollte sowie die Makro-Hedges über Gold und derzeit scheinbar vor allem Silber aufgelöst werden würden, könnte es am traditionell marktengen, illiquiden Silbermarkt stark nach unten gehen.

44 Prozent der Jahresförderung aufgekauft
Das sehen derzeit auch die Rohstoffexperten der LBBW, namentlich Thorsten Proettel, in einer aktuellen Analyse so: "Aufgrund der Lage am Terminmarkt könnte aus einer solchen Abwärtsbewegung leicht ein kleiner Crash werden. Derzeit wetten die Money Manager mit einer Netto-Position von knapp 100.000 Kontrakten beziehungsweise einem rechnerischen Volumen von mehr als 15.000 Tonnen auf steigende Preise. Diese Menge entspricht ungefähr 44 Prozent der Weltjahresförderung.“

Wenn also keine anderen Marktteilnehmer Appetit auf Silber bekommen oder die derzeit engagierten Spekulanten aus irgendeinem Grund ihre Positionen schließen müssten, um Verluste zu begrenzen, könnte der Silberpreis rasch unter Druck kommen und weitere Investoren zum Verkauf zwingen.

Das muss aber nicht sofort eintreten, räumt Proettel ein: "Die Entwicklung im Sommer 2016 zeigt aber auch, dass eine hohe Netto-Position durchaus längere Zeit bestehen bleiben kann, bevor sich an der Börse ein reinigendes Gewitter entlädt.“ (aa)