Seit dem Corona-Crash an den Finanzmärkten setzen Privatanleger verstärkt auf Gold. Die steigende Nachfrage hat dessen Preis in den vergangenen Wochen auf immer neue Höhen getrieben. Zwischenzeitliche Korrekturen sind zwar möglich, langfristig wird der Kurs des Edelmetalls aber weiter steigen, sagt Werner Krämer, Geschäftsführer und Analyst bei Lazard Asset Management in Deutschland: "Gold ist ein Fieberthermometer zur Messung des Zustands der Welt und der Stimmung der Anleger." 

Ein Grund für die Rally am Goldmarkt ist die Unsicherheit der Anleger wegen der Corona-Pandemie – und die damit einhergehende Angst vor einer steigenden Inflation. Wer sich gegen kletternde Verbraucherpreise absichern will, setzt traditionell oft auf Gold. Krämer zufolge ist die Angst vor der Teuerung aber nicht der einzige Grund für den Bullenmarkt bei dem Edelmetall.

Investoren schichten um
Der Lazard-Experte interpretiert die jüngsten Goldpreis-Rekorde auch als Misstrauensvotum gegen Politik und Zentralbanken. So haben die Liquiditätsschwemme und die Nullzinspolitik der großen Notenbanken einen bedeutenden Kollateralschaden: Staatsanleihen vieler Länder bringen mittlerweile negative Renditen. Investoren schichten deshalb von Bonds in das gelbe Metall um, das zwar keine Zinsen bringt, auf der anderen Seite aber auch keine Strafzinsen kostet.

Hinzu kommt, dass sich die USA als Weltwährungsreserveland derzeit in einer politisch und wirtschaftlich schlechten Verfassung befinden. Die Abwertung des US-Dollars hat Gold als mögliche Alternativwährung zusätzlich gestärkt. "Langfristig bleiben also die unterstützenden fundamentalen Entwicklungen zur Steigerung des Goldpreises in Kraft", sagt Krämer. (fp)