Abschläge an den Aktienmärkten von teilweise über 20 Prozent: Das ist für Jan Schopen, Portfoliomanager und Analyst im Bereich Asset Allocation bei Lazard Asset Management, schon ein echter Crash. Nun rät er zu einem schrittweisen Wiedereinstieg. "Ein Teil der Übertreibung an den Märkten stammt von Anlegern, deren Risikobudget erschöpft ist und die verkaufen mussten", erklärt er in seinem jüngsten Marktkommentar. Zu diesen Investoren hätten etwa Pensionskassen und Versicherungen gehört. 

"Ein Blick auf historische Aktienkurse zeigt jedoch, dass Rückschläge nichts Ungewöhnliches sind und meist recht schnell wieder aufgeholt werden", so der Experte. Eventuell könnten die Kurse noch etwas fallen, sehr viele Risiken seien aber bereits eingepreist. "Auch wenn in der nächsten Berichtssaison noch einige Unternehmen ihre Ergebnisse korrigieren müssen, dürfte dies Investoren nicht mehr überraschen", glaubt der Experte. Anleger könnten also sukzessive an den Markt zurückkehren.

Märkte werden nicht dauerhaft gleichlaufen 
Den Start ins Jahr 2022 bezeichnet der Analyst als "extrem schwierig". Immerhin war die Inflation ein großes Thema, das alle beschäftigte und Rezessionsängste schürte. "In diesem Umfeld war auch über Diversifikation keine positive Rendite zu erreichen, da alle Assetklassen abstürzten", erinnert Schopen. Der Gleichlauf der Märkte werde aber nicht bestehen bleiben, ist er überzeugt. Lazard AM wird daher seinem Multi-Asset-Ansatz treu bleiben. "Aktuell halten wir allerdings die Aktienseite aufgrund der heftigen Korrektur für attraktiver", schreibt Schopen. 

Eine Stagflation befürchtet er derzeit nicht. "In den 1970er-Jahren löste die Ölkrise eine Phase der Inflation in Kombination mit Rezession aus, doch die heutige Situation ist damit nicht vergleichbar, da die Inflation über einen langen Zeitraum erhöht war", erläutert der Portfoliomanager. In Europa stamme die Teuerung zu einem großen Teil aus dem Nahrungsmittel- und dem Energiesektor. Etwas anders sehe das Bild in den USA aus. "Hier liegt die Kerninflation, also die Teuerung ohne saisonal schwankende Preise wie Lebensmittel und Energie, deutlich höher", so Schopen. (am)