Traurig, aber wahr: Das vergangene Jahr war für Aktieninvestoren ein einziges Desaster – nicht nur gefühlt, sondern auch von den Zahlen her. Globale Aktien schnitten 2018 so miserabel ab wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Im Schnitt gaben die Börsenkurse rund um den Globus um neun Prozent nach. Zugleich haben die Marktrisiken weltweit deutlich zugenommen.

"Im Zuge internationaler Auseinandersetzungen um den Welthandel ist eine Risikoquelle in den Fokus gerückt, die bislang nur wenige Anleger berücksichtigen mussten", schreiben die Autoren des jährlich erscheinenden und in der Finanzszene vielbeachteten "Global Investment Returns Yearbook" von Credit Suisse. Die gute Nachricht: So desaströs die kurzfristigen Performance-Ergebnisse auch aussehen mögen, so attraktiv präsentieren sich Aktien auf lange Sicht.


Die 119-Jahres-Renditen der gängigsten Assetklassen für die wichtigsten Kapitalmärkte haben wir in der Fotogalerie oben aufbereitet.


Über mehrere Jahrzehnte und Ländergrenzen hinweg gerechnet zählen sie zu den bestmöglichen Finanzinvestitionen weltweit. Das zeigt die aktualisierte Superlangfrist-Studie des Credit Suisse Research Institute (CSRI) in Zusammenarbeit mit Professoren der London Business School, die Kapitalmarktdaten ausgewertet haben, die bis ins Jahr 1900 zurückreichen.

So vermehrte sich ein investierter US-Dollar in 119 Jahren (inflationsbereinigt)

Quelle: Credit Suisse

Als beispielhaften Beleg führen die Autoren die Wertentwicklung unterschiedlicher Anlageklassen in den USA vom Jahr 1900 bis zum Jahr 2018 ins Feld. Schatzwechsel erzielten in diesem Zeitraum inflationsbereinigt einen Wertzuwachs von gerade einmal 0,8 Prozent pro Jahr, Anleihen schafften jährlich 1,9 Prozent. Aktien konnten beide Assetklassen deutlich übertreffen: Sie legten in den vergangenen 119 Jahren im Schnitt – trotz aller zwischenzeitlichen Krisen, Weltkriege, Epidemien, Depressionen, Rezessionen, Ölpreisexplosionen und Naturkatastrophen – um 6,4 Prozent pro Jahr an Wert zu.

Zwar macht sich die durchwachsene Börsenperformance von 2018 bemerkbar, wie ein Vergleich mit den Studiendaten von vor einem Jahr zeigt: Ende 2017 stand der annualisierte Wertzuwachs der Wall Street laut den CSRI-Berechnungen noch bei 6,5 Prozent. Allerdings fällt die Differenz mit gerade mal 0,1 Prozentpunkten kaum ins Gewicht.

China gewinnt an Bedeutung
Aktien lieferten in den vergangenen 119 Jahren im Schnitt eine Prämie von jährlich 4,2 Prozent gegenüber Barmitteln. Die Studienautoren gehen davon aus, dass diese Marge in Zukunft etwas niedriger ausfallen wird. Langfristig rechnen sie mit einer Aktienprämie von 3,5 Prozent. Zugleich gehen sie davon aus, dass sich Aktieninvestments selbst mit der niedrigeren Prämie im Vergleich zu Barmitteln in den kommenden 20 Jahren im Wert verdoppeln werden.

Zu den spannendsten Zukunftsmärkten für Aktienanleger zählen die Experten China. "Die Belastungsfaktoren, die bislang zum schwachen Abschneiden des chinesischen Marktes beitrugen, dürften an Bedeutung verlieren", prophezeien sie. Der Grund: China öffnet sich zusehends für ausländische Investoren und reformiert überdies sein Finanzsystem. Dennoch wird das Land bis auf weiteres zu Recht als Emerging Market gelten, betonen die Experten.

Deutschland: Lokomotive mit gedämpftem Schub
Unter den Industriestaaten haben sich die USA in der vergangenen Dekade außergewöhnlich stark entwickelt. In Europa wiederum nimmt Deutschland auf lange Sicht die Rolle der Wachstumslokomotive ein. Die Bundesrepublik ist laut den Studienautoren für seine fiskal- und geldpolitische Umsicht bekannt. Ein Blick auf die Renditen zeigt allerdings, dass Anleger mit deutschen Wertpapieren langfristig nicht so gut gefahren sind wie mit Aktien und Anleihen aus anderen Regionen.

In welchen Anlageregionen Investoren in den vergangenen Jahrzehnten die höchsten Erträge* erzielt haben, zeigt unsere Fotostrecke oben. (fp/ps)
*Die Prozentzahlen zeigen die inflationsbereinigte jährliche Rendite.