"Die Inflation mittelfristig wieder auf zwei Prozent zu bringen, ist nicht verhandelbar", sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch (22.3.) auf einer Konferenz in Frankfurt. "Wir werden dazu eine robuste Strategie verfolgen, die datenabhängig ist und die Bereitschaft zum Handeln beinhaltet, die aber keine Kompromisse in Bezug auf unser Hauptziel eingeht."

Am Montag (20.3.) hatte die EZB-Chefin bereits vor dem EU-Parlament die Bereitschaft betont, das Finanzsystem wenn nötig zu stützen, zugleich aber auch signalisiert, das genaue Augenmerk auf die Verbraucherpreise beizubehalten. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die jüngsten globalen Marktturbulenzen die Teuerungsrisiken gemindert hätten, so Lagarde.

EZB hat "noch einiges zu tun"
"Wir sehen keine klaren Anzeichen dafür, dass die zugrunde liegende Inflation nach unten tendiert", sagte sie. Zwar minderten die sinkenden Energiepreise eine der Haupttriebfedern der Teuerung. Zunehmender inländischer Preisdruck könnte jedoch "einen Teil dieses disinflationären Impulses ausgleichen", so Lagarde. Die EZB-Chefin wiederholte die bei der Entscheidung in der vergangenen Woche verwendete Formulierung, dass die EZB bei Beibehaltung ihres Basisszenarios in ihrer Geldpolitik "noch einiges zu tun" habe.

"Kein Zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität"
Am Donnerstag (16.3.) hatte die Notenbank die Leitzinsen um einen weiteren halben Prozentpunkt heraufgesetzt und damit den aggressivsten Zinserhöhungszyklus in ihrer Geschichte fortgesetzt, Befürchtungen einer um sich greifenden Bankenkrise zum Trotz. Die Währungshüter argumentierten, dass die Teuerung noch immer zu hoch sei, um bei den Bemühungen zu ihrer Eindämmung nachzulassen. Sie betonten gleichwohl, alles Notwendige zu tun, um einen systemischen Kollaps zu verhindern. 

"Ich habe deutlich gemacht, dass es keinen Zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität gibt", sagte Lagarde am Mittwoch. "Wir haben genügend Instrumente, um das Finanzsystem bei Bedarf mit Liquidität zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik zu gewährleisten."

Nagel: "Wir nähern uns dem restriktiven Terrain"
Bundesbankpräsident Joachim Nagel sagte in einem zuvor in der "Financial Times" veröffentlichten Interview, dass die EZB mit der Anhebung der Zinsen noch nicht fertig sei. "Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, aber wir nähern uns dem restriktiven Terrain", sagte Nagel dem Blatt. Sobald die EZB ihre Zinserhöhungen stoppe, müsse sie Forderungen nach Zinssenkungen widerstehen, da diese "die Inflation wieder anheizen" würden.

Lagarde verwies in ihrer Rede darauf, dass die Beamten den Bankensektor in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachten werden, um zu sehen, ob die Institute bei der Kreditvergabe zurückhaltender werden. Dies ist eine Befürchtung, die manche Ökonomen angesichts der jüngsten Turbulenzen im Sektor und steigender Finanzierungskosten hegen.

"Während restriktivere Kreditkonditionen Teil des Mechanismus sind, mit dem unsere Straffung letztendlich den übermäßigen Preisdruck eindämmt und die Inflation wieder auf das Zielniveau zurückführt, werden wir sicherstellen, dass der gesamte Prozess geordnet abläuft", so Lagarde. (mb/Bloomberg)