Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), gibt ihren Widerstand auf und deutet eine Zinserhöhung im Juli an, berichten mehrere Medien übereinstimmend, darunter die "Tagesschau". Sobald das Anleihekauf-Programm der Zentralbank zum Juli ausläuft, solle der Leitzins steigen. Anschließend sind offenbar weitere Zinsschritte geplant. "Das ist schon der Wink mit dem richtig dicken Zaunpfahl", sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, gegenüber der "Deutschen Welle" (DW). Er ist nach den jüngsten Äußerungen Lagardes überzeugt: "Bei dem EZB-Treffen am 21. Juli werden wir die erste Zinserhöhung bekommen."  

Lagarde reagiert mit dem Schritt auf die anhaltend hohe Inflation. Im April lag die Teuerungsrate bei 7,5 Prozent, dem höchsten Stand seit Einführung des Euro. Zuletzt hatten mehrere Experten die EZB zum Handeln aufgefordert. So befürwortet Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, eine geldpolitische Wende im Juli. Auch Clemens Fuest, Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), sprach sich bereits für eine Erhöhung aus. 

Die erste Zinswende seit sechs Jahren
Es wäre das erste Mal seit dem Jahr 2016, dass die EZB ihren Leitzins anhebt ud so dem Beispiel der US-Notenbank folgt, die ähnliches bereits veranlasst hat. In den vergangenen sechs Jahren hatte die EZB den Zins bei null Prozent gelassen, um die Wirtschaft zu unterstützen und die Kosten der stark gestiegenen Staatsschulden zu begrenzen. Ihr Mandat der Preisniveaustabilität gefährdeten die Notenbanker damit nicht – die Inflation blieb lange unterhalb des Zwei-Prozent-Ziels.

Erst Ende vergangenen Jahres zog die Inflation dann deutlich an. Angesichts der stark zunehmenden Verteuerung ist die Zentralbank jetzt zum Handeln gezwungen. Zudem erhöht sich der Druck, weil andere Zentralbanken weltweit bereits ihre Zinsen angezogen haben, berichtet die "DW". (fp)