"Ich erwarte, dass die Nettokäufe im Rahmen des Asset Purchase Programme sehr früh im dritten Quartal enden", erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem Blogbeitrag. "Dies würde uns bei unserer Sitzung im Juli eine Zinserhöhung ermöglichen, die unseren Leitlinien entspricht. Basierend auf dem aktuellen Ausblick dürften wir in der Lage sein, bis zum Ende des dritten Quartals aus den Negativzinsen auszusteigen."

Mit einer Inflationsrate auf dem beinahe vierfachen Niveau des EZB-Ziels von zwei Prozent hat sich im EZB-Rat eine Dynamik für eine baldige Anhebung des Einlagensatzes entwickelt. Das derzeitige Niveau von minus 0,5 Prozent dürfte im Juli erhöht werden, wobei Lagardes Kommentar auf zwei Schritte von jeweils 25 Basispunkten im Juli und September hindeutet.

Letzte Zweifel beseitigt
Während der niederländische Zentralbankchef und Falke im Rat, Klaas Knot, in der Vorwoche die Möglichkeit einer Zinserhöhung um einen halben Punkt erwähnte, hat Lagarde wiederholt erklärt, dass die Normalisierung der Geldpolitik schrittweise erfolgen wird – und hat diesen Standpunkt erneut bekräftigt: "Dies bedeutet, dass es sinnvoll ist, Schritt für Schritt vorzugehen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Inflationsaussichten zu beobachten, wenn die Zinsen steigen."

Nach Ansicht von David Powell, Senior Economist für die Eurozone bei "Bloomberg Economics" geht Lagarde "den ungewöhnlichen Schritt, vorab eine Zinserhöhung im Juli und eine zweite im September anzukündigen. Dies beseitigt die letzten Zweifel an den nächsten Schritten der EZB und macht eine Anhebung um 50 Basispunkte im Juli unwahrscheinlich". (mb)