Von Intraday-Tradern heißt es manchmal scherzhaft, sie hätten bisweilen nicht einmal Zeit, um auf die Toilette zu gehen. Wer über die Trading-Plattform "Coinbase" Ethereum handelt, hatte im Juni des Jahres nicht einmal mehr Zeit für einen Wimpernschlag.

Innerhalb von Millisekunden stürzte der Kurs der weltweit zweitgrößten Kryptowährung hinter Bitcoin von 317,81 US-Dollar auf zehn US-Cent ab. Relativ ausgedrückt entspricht das einem Verlust von 99,97 Prozent. Doch, oh Wunder: Nur zehn Sekunden später hatte sich der Kurs wieder auf 310 Dollar erholt. Zuletzt notierte ein Ether bei rund 290 Dollar.

Die Kryptowährung Ethereum weist, ähnlich wie Bitcoin, eine volatile Vergangenheit aus. Der Flash Crash vom Juni hat nicht unbedingt zu einer Stärkung des Sicherheitsgefühls beigetragen


Nun will die für Währungen und Rohstoffe zuständige US-Marktaufsicht CFTC (Commodity Futures Trading Commission) von der Abwicklungs-Plattform wissen, was da passiert ist. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg habe die CFTC Coinbase eine schriftliche Anfrage bezüglich soganennter "Margin Trades" gestellt. Bei diesen gehebelten Trades können für den Fall, dass Verluste entstehen, Nachschusspflichten entstehen. Der Marktteilnehmer riskiert also nicht nur das eingesetzte Kapital, sondern eine weit darüber hinausgehende Verschuldung. Coinbase hat diese Art von Trading im März angeboten, um institutionelle Investoren anzuziehen, die größere Summen bewegen wollen. Nach dem 21. Juni, in dem eine 12,5 Millionen Dollar-Order eine Kettenreaktion auslöste, die zum bereits beschriebenen Flash Crash führte, wurde die Möglichkeit, Margin Trades durchzuführen, wieder von der Seite entfernt.

Alles regelkonform?
Das Problem bei gehebelten Ordern ist, dass sie sehr schnell handelstechnische Barrieren durchstoßen können, die wiederum weitere, automatische Kauf- oder Verkauforder auslösen. Von Coinbase heißt es zur CFTC-Anfrage: "Als regulierte Finanzinstitution agiert Coinbase vollständig im regulatorischen Rahmen und kooperiert vollständig mit den zuständigen Behörden." Coinbase verfügt laut Eigenangaben über eine Basis von 10,6 Millionen Kunden und hat bislang Transaktionen im Wert von 20 Milliarden US-Dollar ermöglicht.

Tatsächlich zeigen Vorfälle dieser Art eher die Probleme der zersplitterten Infrastruktur von Kryptowährungen als der Währungen selbst auf. So haben bei Bitcoin Hacker-Angriffe auf diverse Handelsplattfomen zu einer eskalierenden Volatilität geführt. Ethereum ist nach Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung der Welt. Sie funktioniert nicht nur als Transaktionmittel, sondern soll ein eigenes Wirtschaftsökosystem ermöglichen, indem sogenannte Smart Contracts die vertraglichen Rahmenbedingungen einer Transaktion gleich mitabwickeln. (hw)