Berater und Anleger, die sich auf der Suche nach Rendite die verlockenden Kryptowährungen ansehen, sollten beim kleinsten Verdacht sofort die Finger davon lassen. Das Risiko, bei einem undurchsichtigen Angebot zu landen, ist speziell in Österreich sehr groß.

Das zeigen Daten der Finanzmarktaufsicht FMA: Die ist eigentlich für das Thema Kryptowährungen gar nicht zuständig, hat aber dennoch alle Hände voll damit zu tun. Viele Verbraucher sehen die Behörde bei Schwierigkeiten mit diversen Kryptowährungs-Anbietern als Anlaufstelle. Die FMA erstattet Anzeige, wenn sie zu einem Fall zahlreiche Anlegerbeschwerden registriert. Allein seit Jahresbeginn hat die Behörde 16 Anzeigen wegen verdächtiger ICOs oder Kryptowährungs-Geschäfte eingebracht, wie ein Sprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE sagte.

Zum Vergleich Daten aus dem Markt der seriösen Anbieter: Österreich hat nur knapp zwei Dutzend nationale Fondsgesellschaften. Unter diesem Gesichtspunkt ist eine Anzahl von 16 Firmen gegen die allein aufgrund gehäufter Probleme von einer an sich nicht zuständigen Behörde Anzeige erstattet wird, besonders drastisch.

FMA untersagt Invia das Schürfen von Kryptowährungen
In einem aktuellen Fall hat die FMA diese Woche durchgegriffen, weil ein Unternehmen sich möglicherweise in den von der Behörde überwachten Bereich vorwagte. Die FMA untersagte das Geschäftsmodell der Invia GmbH mit Sitz in 1010 Wien, Graben 12. Invia ist laut FMA im Mining von Kryptowährungen tätig. Es besteht jedoch der Verdacht auf unerlaubte Verwaltung eines Alternativen Investmentfonds (AIF).

Das Unternehmen wurde zur Beendigung des unerlaubten Geschäftsbetriebes aufgefordert. Das diesbezügliche Verfahren ist noch anhängig.

Kryptobegeisterung statt sinnvolle Anlage-Überlegungen
Österreich hat weltweit eine der stärksten Kryptowährungs-Communities, einige der wichtigsten Bitcoinunternehmen Europas stammen aus der Alpenrepublik (zb. Bitpanda). Österreich ist eines der Länder mit der höchsten Dichte an Bitcoin- oder Kryptowährungsautomaten: Laut der Homepage "ATM-Radar" rangiert das Land weltweit an dritter Stelle nach den USA und Kanada. Dass man hierzulande Kryptowährungsbons in der Trafik oder Postfilialen kaufen kann, erstaunt ausländische Beobachter immer wieder.

Scheinbar zieht gerade dieser Hype aber auch viele Unternehmen an, die hohe Schäden bei Anlegern verursachen. Fälle wie Onecoin oder Optioment hätten den Anlegern die Augen öffnen müssen. Viele andere kleinere problematische Fälle erreichen hingegen nie die Öffentlichkeit. Sie treten aber unvermindert auf, wie die FMA kürzlich bei ihrer Jahresberichtpräsentation warnte.

Die Österreicher scheinen bei Kryptowährungen eine grenzenlose Begeisterung zu haben. Youtube-Videos von Verkaufsveranstaltungen zeigen volle Säle, während ein Investment in erprobtere Wertpapiere wie Fonds, oder Direktinvestments wie Aktien und Anleihen hierzulande einen vergleichsweise schlechte Reputation haben.

Achtung bei jedem kleinsten Verdacht
Im Zweifelsfall sollte man bei jedem noch so kleinen Verdacht die Finger von einem vordergründig lukrativen Angebot lassen. Bei folgenden Mängeln sollte man eindeutig nicht mitmachen: Fehlendes Impressum, eine Registrierung in entlegenen Orten wie Dubai (wo man die eigenen Rechtsinteressen kaum durchsetzen kann), hohe Zinsversprechen, Multi-Level-Marketing-Systeme, bei denen Renditen winken, die am Kapitalmarkt nicht zu erwirtschaften sind sowie Massenverkaufsveranstaltungen, bei denen der Zuhörer zu offensichtlich umgarnt oder unter Druck gesetzt wird. (eml)