In turbulenten Börsenzeiten orientieren sich Privatanleger oft daran, was die Profis tun. Wer sich nach den Star-Fondsmanagern Klaus Kaldemorgen und Jens Ehrhardt richtet, dürfte die Panik anlässlich der Coronavirus-Epidemie gelassen überstehen: Die beiden Urgesteine der deutschen Investmentbranche zeigen sich im Gespräch mit dem "Handelsblatt" trotz der rasanten Kursstürze in den vergangenen Tagen entspannt und optimistisch. Sowohl DWS-Manager Kaldemorgen als auch DJE-Kapital-Chef Ehrhardt gehen davon aus, dass das Schlimmste demnächst überstanden ist und die Anlagesaison 2020 unterm Strich doch noch ein gutes Aktienjahr wird.

"Wir sind nahe am Tief, ich glaube nicht, dass wir noch deutlicher herunterfallen", zitiert die Zeitung den seit 50 Jahren in der Investmentbranche tätigen Ehrhardt. Im Januar hatte er den Dax zum Jahresende auf 16.000 Zähler geschätzt. Davon ist der Leitindex nach dem jüngsten Kurs-Kollaps weit entfernt, derzeit bewegt er sich um 12.000 Punkte. Ehrhardt ist dennoch zuversichtlich und hält alles in allem an seiner Prognose fest: "Vielleicht nicht mehr in diesem Jahr, aber dann im ersten Halbjahr 2021 werden wir die 16.000 sehen." Weitere Hiobsbotschaften, etwa aus der besonders stark gebeutelten Tourismusbranche, sind seiner Einschätzung nach bereits eingepreist.

Regierungen könnten den Geldhahn öffnen
Auch Kaldemorgen zeigt sich zuversichtlich und verweist im "Handelsblatt"-Gespräch auf die Unterstützung durch die Notenbanken. "Aus Marktsicht sah das fast ein bisschen wie Panik aus", kommentiert er die überraschende Zinssenkung der amerikanischen Notenbank von Anfang der laufenden Woche. Der Manager des Absolut-Return-Fonds DWS Concept Kaldemorgen ist sich sicher, dass es nicht bei Zinssenkungen bleibt: "Es werden auch Fiskalimpulse kommen, die Regierungen werden Geld in die Wirtschaft pumpen, Hongkong hat das mit Einmalzahlungen an seine Bürger schon vorgemacht", sagt er. 

Letztlich werden Notenbanken und Regierungen das Fundament für weitere Kursanstiege legen, ist Kaldemorgen gewiss. "Es bleibt erst einmal bei den starken Schwankungen, aber nach einiger Zeit dürften die Kurse wieder steigen, wenn wir auch vielleicht in diesem Jahr keine neuen Hochs erreichen", sagt er. Damit bleibt der Starmanager, wie auch sein DJE-Kollege, im Großen und Ganzen seiner Markteinschätzung vom Jahresbeginn treu. Auf dem jüngsten FONDS professionell KONGRESS in Mannheim hatte Kaldemorgen prophezeit, dass sich der Aufwärtstrend an den Märkten dank lockerer Geldpolitik fortsetzen werde.

Risiko in Flaggschifffonds reduziert
Obwohl sich die Investmentprofis optimistisch geben, haben sie das Risiko in ihren Flaggschifffonds zuletzt heruntergefahren und setzen momentan stärker auf Absicherung. Der DWS Concept Kaldemorgen ist derzeit zu rund einem Drittel in Staatsanleihen investiert, ein Zehntel des Fondsvermögens steckt in Gold. Auf der Aktienseite ist ein Teil der Positionen mit Terminmarktinstrumenten gegen Kursverluste abgesichert. Auf der anderen Seite nutzt der DWS-Topmanager allerdings Kurschwächen für Zukäufe: "Zum Beispiel im Technologiesektor, der auch vor den Turbulenzen gut lief, und in der Gesundheitsbranche, wo manche Titel unter die Räder kamen und unserer Meinung nach günstig bewertet sind."

Im DJE-Mischfonds DJE Zins & Dividende wurde bereits vor dem jüngsten Rücksetzer an den Börsen das Risiko heruntergefahren. "Wir hatten vor einem Monat etwa die Hälfte des Kapitals in Aktien, haben den Anteil auf 28 Prozent abgebaut, vor allem durch Verkäufe", sagt er. US-Aktien flogen raus, Versorger fuhr der Anlageprofi hoch. "Die ganze Branche ist attraktiv, fast schon eine Wachstumsbranche, weil die Digitalisierung viel Strom braucht", erklärt er im "Handelsblatt". Die hohen Dividenden im Versorgungssektor kommen als Sahnehäubchen oben drauf. Wie Kaldemorgen geht auch Ehrhardt davon aus, dass in der kommenden Zeit die Notenbanken die Aktienkurse stützen werden. Sein Wort hat Gewicht, denn seine Prognosen treffen meist ein: So hat der DJE-Chef bereits zu Jahresbeginn die völlig überraschende Zinssenkung der Fed vorhergesagt. (fp)