Die ultra-expansive Geldpolitik der großen Notenbanken bereitet Star-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen Sorgen. Nicht zuletzt, weil die Zentralbanken die Märkte mit Geld fluten, stellt Gold zurzeit die größte Position in seinem Fonds DWS Concept Kaldemorgen. "Gold kann man nicht vernichten", erklärt der DWS-Mann im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung" (FAS). Entwickele sich die Inflation so, wie er es erwarte, komme dem Edelmetall eine wichtige Rolle im Portfolio zu. "Ein gewisser Goldanteil gehört für mich in jedes Depot", bekräftigt er. "Auch als Schutz vor Unwägbarkeiten."

Selbst wenn sich die Konjunktur von der Corona-Krise erholt, dürften die Zinsen niedrig bleiben, sagt Kaldemorgen: "Wir werden in absehbarer Zeit keine Zinserhöhungen der Notenbanken mehr sehen, weder in Amerika noch in Europa." Selbst, wenn sie höhere Zinsen wollten, könnten die Notenbanken sie nicht durchsetzen, befürchtet der Fondsmanager. "Denn die Zentralbanken haben die Hoheit über die Geldpolitik verloren." Sie haben den Staaten dabei geholfen, die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie im Rahmen zu halten – würden mit einem Abschied von ihrer aktuellen Geldpolitik aber den Aufschwung abwürgen und Anleger verunsichern.

Verbraucherpreise dürften deutlich steigen
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik und der hohen Mengen an Liquidität im Markt erwartet Kaldemorgen, dass die Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte deutlich steigt. "Das lässt sich ja jetzt schon absehen: Die Mehrwertsteuer ist wieder gestiegen. Benzin ist teurer geworden wegen der CO2-Abgabe. Nach dem Lockdown werden außerdem viele Unternehmen die Preise erhöhen", sagt er im FAS-Interview. "Warten Sie mal ab, bis Sie wieder auswärts essen gehen können. Sie werden Ihren Augen nicht trauen, welche Preise Sie da auf den Speisekarten finden werden." Immerhin reduzierten die Staaten durch höhere Teuerungsraten ihre reale Schuldenlast.

Neben Gold liegen in einem Umfeld mit hoher Inflation Aktien als Sachwert-Investment nahe. Deren Kurse werden nach dem Lockdown auch weiter steigen, prophezeit der DWS-Altstar. Viele Unternehmen werden trotz umfangreicher Staatshilfen noch Jahre brauchen, um wieder so gut dazustehen wie vor der Pandemie, befürchtet er aber zugleich. "Es gibt Verliereraktien des vergangenen Jahres, denen ich mehr zutraue: So erwarte ich beispielsweise eine Renaissance von Aktien aus zyklischen Branchen aus Europa." Von Anleihen hingegen lässt Kaldemorgen möglichst die Finger: "Ich kann mir nur noch in Ausnahmefällen vorstellen, in sie zu investieren." (fp)