Die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken hat im vergangenen Jahr, gepaart mit anhaltend niedrigen Zinsen, für eine wahre Flut an frischem Geld gesorgt. So ist die Geldmenge M2 in den USA im Jahr 2020 um rund 25 Prozent gestiegen, im Euroraum wuchs sie um zwölf Prozent. Das ist doppelt so viel wie der übliche Durchschnitt von gut sechs Prozent pro Jahr. Das Wachstum hat sich positiv auf die Aktienmärkte ausgewirkt – doch nun droht eine Trendwende. "Auch wenn man weiter an der These der Alternativlosigkeit von Aktien festhalten mag, sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass sich die Geldpolitik langsam, aber sicher normalisieren wird", sagt Klaus Kaldemorgen, Manager des Absolute-Return-Fonds DWS Concept Kaldemorgen

Bereits in den vergangenen Monaten konnte man erste Anzeichen für ein verlangsamtes Geldmengenwachstum beobachten: So ist es in den USA bereits von 27,1 Prozent Ende Februar auf 13,8 Prozent Ende Mai gesunken. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Droge des Geldmengenwachstums ihre stimulierende Wirkung für den Aktienmarkt einbüßt", warnt Marktexperte Kaldemorgen. Bereits der Rückgang des Wachstums werde seiner Ansicht nach zu "Entzugserscheinungen" führen. 

Kein Zinsanstieg in Sicht
Mit einer Erhöhung der Zinsen rechnet Kaldemorgen vorerst nicht. "Dies würde sich eher negativ auf das Wirtschaftswachstum und die nach wie vor benötigte expansive Fiskalpolitik auswirken", erläutert der Experte. Er rechnet damit, dass die Notenbanken zunächst die Anleihekäufe reduzieren, um das Vertrauen in die Geldpolitik zu stabilisieren. "Die Luft wird dünner an den Aktienmärkten und damit die Einzeltitelselektion wichtiger", schlussfolgert Kaldemorgen. (fp)