Mit Blick auf die 2014 stattfindenden nationalen Wahlen habe die indische Regierung einen "populistischen" Haushalt verabschiedet. "Mit dem jüngsten Haushalt wurde eine große Chance vertan", sagt Avinash Vazirani, der für den Jupiter India Select SICAV verantwortlich ist. Dieser sehe vor allem eine deutliche Aufstockung der Finanzmittel für ländliche Entwicklungsprojekte und eine Erhöhung des Landwirtschaftsbudgets vor. Maßnahmen zur Ankurbelung in- und ausländischer Investitionen in Indien ließen sich indes an einer Hand abzählen. 

"Chidambaram (Indiens Finanzminister, Anm.) hätte im Zuge des Haushalts Anreize einführen können, die Aktien für indische Anleger attraktiver machen. Indische Investoren haben eine traditionelle Vorliebe für Anleihen. In einem Umfeld, in dem staatseigene Unternehmen Anleihen mit Zinsen von etwa acht Prozent anbieten und diese Zinsen auch noch komplett steuerfrei sind, können sich indische Aktien nur schwer behaupten", erklärt Vazirani.
 
Investitionsanreize
Es habe aber auch ein paar positive Haushaltsankündigungen gegeben, meint der Fondsmanager. So soll etwa die Transaktionssteuer auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs) gesenkt werden, um indische Pensionsfonds zu mehr Investitionen anzuregen. Und ein Investitionsfreibetrag in Höhe von 15 Prozent soll die Investitionsbereitschaft von Produktionsunternehmen ankurbeln.
 
Abgesehen vom Haushalt stelle vor allem die Einführung des sogenannten "Direct Benefit Transfer (DBT) Scheme" nach wie vor die vielversprechendste Entwicklung für die indische Wirtschaft dar. Das Armutsbekämpfungsprogramm sieht vor, dass staatliche Zuschüsse nunmehr direkt auf das Bankkonto eines Empfängers und nicht mehr über einen "Mittelsmann", der dafür Provisionen entgegennimmt, eingezahlt werden können. 
 
Indische Konsumgüterunternehmen dürften von den neuen Direkttransfers aus Sicht des Experten mit am stärksten profitieren, da die zahlreichen Bezieher das zusätzlich verfügbare Geld entsprechend ausgeben werden.
 
Wachstum bleibt robust
Was die Aussichten der indischen Wirtschaft betrifft, bleibt Vazirani positiv gestimmt. Die aktuelle Regierung habe mit der Senkung des Staatsdefizits auf 5,2 Prozent des BIP gute Arbeit geleistet. Bei der jüngsten Haushaltsveröffentlichung wurde beschlossen, das Defizit in den zwölf Monaten ab 1. April weiter auf 4,8 Prozent zu senken. Vazirani ist zuversichtlich, dass die Regierung ihr neues Ziel erfüllen kann, obwohl die Ausgaben um 16 Prozent erhöht werden sollen. 
 
"Die Regierung ist nach wie vor in erster Linie um eine Senkung des Defizits bemüht. Wir sind trotzdem weiterhin davon überzeugt, dass die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr robust um sechs Prozent wachsen kann. Dies wäre eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr und deutlich besser als das Wachstum in anderen Teilen der Welt", so das Fazit des Fondsmanager. (dw)