Die jüngste Rally am Markt für US-amerikanische Staatsanleihen zeigt, dass immer noch nicht klar ist, wie sich ein Ende der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank auf das Wirtschaftswachstum des Landes auswirken wird. Dieser Ansicht ist Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond SICAV. Jedoch bleibe die Zinsstrukturkurve trotz der Rally weiterhin steil, auch die Breakeven-Inflationsraten hätten sich nicht stark verringert. "Das deute darauf hin, dass diese Rally eher eine Neubewertung des Wachstumsausblicks verkörpert als Sorgen über eine aufkommende Deflation", sagt Bezalel. 

Auch wenn die US-Wirtschaftszahlen im ersten Quartal schwach gewesen seien, legten unter anderem die jüngsten Arbeitsmarktdaten nahe, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal wieder auf die Beine kommen sollte, so der Fondsmanager. Er gehe weiterhin steigenden Anleiherenditen aus, sofern das US-Wachstum anhalte. Die Inflation werde in den USA in naher Zukunft vermutlich kein Problem sein.

Deflationssorgen in Europa
Die Tagesordnung in Europa werde unterdessen von Deflationssorgen dominiert. Nach der erneuten Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) schließt Bezalel er nicht aus, dass die EZB eine quantitative Lockerung folgen lasse, nachdem diese anfänglichen Maßnahmen genug Zeit hatten zu wirken. 

Ein Lichtblick für Europa sei indes die britische Wirtschaft: Der Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, werde eine Zinserhöhung vermutlich so lange wie möglich herauszögern und zuerst mit makroprudenziellen Maßnahmen versuchen, den Häusermarkt abzukühlen. "Die nordeuropäischen Länder haben gezeigt, dass diese Maßnahmen tendenziell nur relativ begrenzte Auswirkungen haben und eine vorprogrammierte Zinsstraffung verzögern", so Bezalel.

Marktumfeld: Ausblick schwierig
Es sei derzeit schwierig, einen Marktausblick zu formulieren, so der Fondsmanager. Die Ergebnisse der Wirtschaftsumfragen seien gut, die zugrunde liegenden Daten aber sehr gemischt gewesen. Die Volatilität dürfte steigen, wenn in den USA die quantitative Lockerung zu Ende gehe, vermutet Bezalel. 

Neuemissionen von Anleihen seien meist von guter Qualität, Kreditklauseln und der Kündigungsschutz hätten sich indes verschlechtert. Das habe dazu geführt, dass nun die Kreditnehmer und nicht mehr die Kreditgeber am längeren Hebel sitzen, sagt Bezalel. Immer mehr Anleger griffen momentan zu Hochzinsanleihen, um Rendite zu erzielen. Die Ausfallrate dieser Papiere werde vermutlich niedrig bleiben. "Und während der aktuellen Wachstumsphase ist es meiner Meinung nach unwahrscheinlich, dass sie deutlich steigen werden", sagt Bezalel. (mb)