Die Verbraucherpreise dürften im Fahrwasser der Corona-Pandemie moderat steigen, prophezeit Mark Richards, Multi-Asset-Stratege bei Jupiter Asset Management – wenn auch nicht sofort. "Bis die Wirtschaft den durch die Pandemie verursachten Nachfrage-Schock verdaut hat, könnten Jahre vergehen", schätzt Richards. Er weist darauf hin, dass Rezessionen wie die jetzige immer mit deflationären Tendenzen einhergehen. "Das zeigt sich bereits am außergewöhnlichen Kollaps des Ölpreises."

Dass der Jupiter-AM-Stratege überhaupt mit einer anziehenden Inflationsrate rechnet, wenn auch erst auf längere Sicht, ist bemerkenswert. Viele Anlageprofis gehen davon aus, dass sich die ultralockere Geldpolitik, mit der die Notenbanken auf die Coronakrise reagieren, kaum auf die Verbraucherpreise auswirkt. Für Regierungen und Zentralbanken wird es allerdings schwierig, ihre Krisenmaßnahmen wieder zurückzudrehen, argumentiert Richards.

Zugleich dürften freigestellte Arbeitnehmer nach dem Ende der Krise rascher wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren als nach einem normalen Konjunkturabschwung. Beides könnte die Teuerung in die Höhe treiben.

Inflationsindexierte Anleihen könnten ein Comeback erleben
Die grassierende Pandemie hat die Schwächen globalisierter Lieferketten schonungslos offengelegt. Auch das könnte mittelbar dazu führen, dass die Inflation moderat steigt, sagt Richards. Der Grund: Viele Regierungen dürften die Produktion systemrelevanter Güter zurück in den Heimatmarkt holen, wo höhere Löhne gezahlt werden. Auch systemkritische, bislang aber relativ schlecht bezahlte Berufsgruppen, etwa im Gesundheitswesen, könnten in Zukunft mehr Geld für ihre Arbeit bekommen. Solcherlei Lohnanstiege würden ebenfalls die Inflation in die Höhe treiben.

Anleger sollten mit Blick auf eventuell anziehende Inflationsraten Werte wie Gold und inflationsgeschützte Anleihen im Blick behalten, sagt der Stratege. Daneben rät er zu Investments, die von einer steileren Zinskurve profitieren, sowie Aktien von Unternehmen, die auch in einem inflationären Umfeld nachhaltige Margen erwirtschaften. "Die deflationären Auswirkungen der Viruskrise werden uns allerdings vermutlich noch einige Zeit beschäftigen", sagt Richards. "Bei einigen dieser Investments dürfte daher auch der Einstiegszeitpunkt wichtig sein." (fp)