Investoren sollten auf der Hut sein. Denn die US-Notenbank Fed, aber auch andere Währungshüter versuchen vor dem Hintergrund hoher Bewertungen in fast allen Assetklassen, ihre Geldpolitik zu verschärfen.

"Für einen globalen Anleiheinvestor ist die Auflösung des größten geldpolitischen Experiments der Geschichte verbunden mit Zinserhöhungen ein signifikantes Risiko - vor allem in diesem späten Stadium des Konjunkturzyklus. Bis heute kam es in den letzten zehn Jahren zu Zentralbankkäufen im Umfang von unglaublichen 15 Billionen Dollar. Dieser Impuls ist unserer Meinung nach der wichtigste Treiber für Risikoaktiva seit der Finanzkrise“, schreibt Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond. in einer aktuellen Einschätzung.

Warnzeichen häufen sich
Bezalel weist darauf hin, dass in letzten Jahr an den Anleihemärkten einige markante Warnsignale für potenzielle Vermögensblasen zu beobachten waren. Dazu zählen zum einen europäische Hochzinsanleihen, die zum ersten Mal in der Geschichte zu gleichen Renditen wie US-Treasuries gehandelt wurden. Zum anderen verkaufte Argentinien überzeichnete hundertjährige Schuldtitel, obwohl es sich dabei um einen seriellen Zahlungsausfall handelte.

Zudem flache die US-Zinsstrukturkurve trotz eines verbesserten BIP-Wachstums ab, was normalerweise eher als Zeichen einer Verlangsamung gilt. Dies werfe laut Einschätzung Bezalels die Frage auf, ob die Zinsstrukturkurve substanziell verzerrt sei. "Da die Bewertungen der meisten Risikoaktiva wie Unternehmensanleihen und Aktien auf Rekordhöhen liegen, könnte 2018 ein herausforderndes Jahr werden“, warnt Bezalel.



Mindestens drei Gründe sprechen für niedrige Inflation und Zinsen
Die Begründung der Fed, mit der Normalisierung der Zinsen zu beginnen, gehe auf die temporär schwache Inflation zurück. „Mein Team und ich gehen jedoch davon aus, dass der Abwärtsdruck auf die Inflation die Weltwirtschaft weiterhin heimsuchen wird“, erklärt Bezalel. Er und sein Team vertreten die Meinung, dass langfristige Trends wie die Überalterung der Bevölkerung, eine übermäßige, weltweite Verschuldung und die durch die Technologie verursachten Disruptionen allesamt Faktoren seien, die das Wirtschaftswachstum und die Inflation länger beherrschen würden, als allgemein angenommen werde.

Im Gegenzug dürften diese langfristigen Strukturprobleme die Anleiherenditen für einige Zeit im Zaum halten. "Aus unserer Sicht zeigt der US-amerikanische Unternehmensanleihemarkt spätzyklische Merkmale. Zahlungsausfälle im Bereich der Kreditkartenschulden sind gestiegen und die Kreditfinanzierungen für Autos gehen zurück“, bemerkt Bezalel.

Indien interessant
Angesichts der Risiken im Markt rät Bezalel zu Vorsicht. Er hat mit seinem Team die Anleihequalität in den Portfolios erhöht: "Während wir derzeit qualitativ hochwertige Staatsanleihen der Industrieländer wie US-Treasuries bevorzugen, sehen wir auch einige Lichtblicke bei Schwellenländeranleihen.“

Indien sei eines der wenigen Länder, von dem Bezalel überzeugt ist. Die Renditen nationaler Staats- und Unternehmensanleihen seien attraktiv, und trotz kurzfristiger Währungsschwäche erwartet Bezalel, dass sich die Rupie bei anziehender Wirtschaftstätigkeit, nach weiteren Reformen und sinkenden indischen Zinsen wieder festigen wird. (aa)