"Wir glauben, dass es an der Zeit ist, die Übergewichtung der Eurozone gegenüber den USA zu beenden", schrieben Strategen von JP Morgan Chase um Mislav Matejka in einer am Dienstag (9.5.) vorgelegten Analyse. An den Euroraum-Börsen ging es in den vergangenen sieben Monaten aufwärts. Nun sollten die Anleger "diese Gewinne mitnehmen", so die Empfehlung der Wall-Street-Bank. 

Der MSCI European Economic and Monetary Union Index ist seit seinem Tief von Ende September um fast 28 Prozent gestiegen und hat damit in Euro betrachtet etwa doppelt so stark zugelegt wie der S&P 500 an der Wall Street. In Dollar gerechnet war die Outperformance sogar noch bemerkenswerter, da der europäische Index aufgrund des Anstiegs der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar um 45 Prozent stieg.

Europas Wirtschaft profitierte vom Ende der chinesischen Pandemie-Lockdowns und dem Umstand, dass die Energiekrise weniger ausgeprägt war als ursprünglich befürchtet. JP Morgan sieht diesen Rückenwind nun abklingen. In Bezug auf die Konjunktur rücke inzwischen das Enttäuschungspotenzial in den Fokus.

Euroraum auf Untergewichten herabgestuft
Matejka geht davon aus, dass defensivere Sektoren in diesem Jahr weiter an Zugkraft gewinnen werden, Grundnahrungsmittel ebenso wie Versorger und Gesundheitswerte. JP Morgan stuft den Euroraum auf Untergewichten herab. Die vorherige Empfehlung für die Region sei stets ein Wette auf den Zyklusverlauf der Weltwirtschaft gewesen, hieß es. 

Auf Basis der künftig erwarteten Gewinne zeigten Euroraum-Aktien noch immer einen Bewertungsabschlag von 30 Prozent gegenüber den USA. Im aktuellen Rezessionsumfeld dürfte dies laut den Strategen jedoch kaum ein Polster bieten. "Die Region ist immer noch billig, doch historisch hat sie sich auf dem Weg nach unten als Anlage mit hohem Beta erwiesen, wenn man auf die vergangenen US-Rezessionen schaut", so die Wall-Street-Bank.

Die Herabstufung von Aktien der Eurozone sei allerdings nicht als Empfehlung zu verstehen, US-Werte zu bevorzugen. Die JP-Morgan-Einstufung der US-Börsen bleibt ebenfalls bei Untergewichten. Matejkas Lieblingsregionen sind Großbritannien, Japan und einige Börsensegmente von Industrieländern wie der Schweiz. (mb/Bloomberg)