Laut JP Morgan Chase & Co. ist es zu früh, wieder mit Long-Positionen auf eine stärkere Entwicklung der europäischen Börsen gegenüber der Wall Street zu setzen. "Wir rechnen mit einer weiteren Phase der Underperformance", erklärten die Strategen um Mislav Matejka am Montag (17.7.) in einer Analyse. Sie bleiben bei ihrer Empfehlung, Aktien aus der Eurozone unterzugewichten, berichtet "Bloomberg".

JP Morgan rechnet diesseits des Atlantiks mit fortgesetzter Schwäche. Zum einen gehe die geldpolitische Straffung weiter. Zum anderen lasse der Blick auf die Geldmenge M1 weitere konjunkturelle Enttäuschungen erwarten. 

Zwischen Oktober und April hatten die Euroraum-Börsen gegenüber der Wall Street in Dollar betrachtet eine Outperformance von 36 Prozent gezeigt. Danach fielen sie relativ gesehen um mehr als ein Drittel zurück – vor allem aufgrund der Stärke des amerikanischen Aktienmarkts. Schub brachte dort besonders der Hype um künstliche Intelligenz und die Rally bei den Werten mit enormen Marktkapitalisierungen ("Megacaps"). Im Juli erholten sich die europäischen Börsen wieder.

Verspätete Rally
Im Mai hatten die Strategen von JP Morgan die Euroraum-Aktien auf "Untergewichten" gesenkt, nachdem die Kurse zuvor immer weiter geklettert waren. Während der Rally lag die Bank mit dem Ratschlag richtig, Europa-Werte gegenüber US-Aktien überzugewichten. Der Gipfel der Euroraum-Rally gegenüber der Wall Street stellte sich indessen erst im im zweiten Quartal ein – und nicht, wie von JP Morgan erwartet, im ersten.

Mögliche Trigger für Abwärtsbewegung
Nach Ansicht von Matejka und seinem Team könnte die nächste Abwärtsbewegung durch niedrigere Anleiherenditen und enttäuschende Zahlen aus der Berichtssaison ausgelöst werden. JP Morgan rechnet damit, dass Analysten ihre Schätzungen für die Unternehmensgewinne senken. Die Einkaufsmanager-Daten signalisierten Konjunkturprobleme, obgleich sich manche Wirtschaftsdaten verbesserten, so die Strategen. 

Die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft und Enttäuschung bezüglich erwarteter Konjunkturprogramme dürften Europa wahrscheinlich weiter belasten, so die Erwartung der Bank. (aa/Bloomberg)