Eines der wichtigsten Anlagethemen der vergangenen Jahre war die langfristig schlechtere Performance von Substanzwerten gegenüber Wachstumsaktien. Dieses Jahr könnte alles anders werden: Im bisherigen Verlauf des Jahres 2021 haben Substanzwerte gegenüber Wachstumswerten eine deutliche Outperformance verzeichnet. Überraschenderweise sind Wachstumsaktien trotzdem vergleichsweise teuer, bemerken Karen Ward, Chefstrategin für den Bereich Europa-Arabien-Afrika (EMEA), und Tilmann Galler, globaler Marktstratege, vom US-amerikanischen Vermögensverwalter J.P. Morgan Asset Management. Wachstumswerte würden im historischen Vergleich und im Verhältnis zu Substanzwerten noch immer mit hohen Bewertungen gehandelt. 

Investoren sollten sich im Klaren darüber sein, dass die Outperformance von Wachstumsaktien in den vergangenen zwölf Jahren vor allem auf den deutlichen Anstieg ihrer Bewertungen zurückzuführen ist. Die Finanzstrategen von J.P. Morgan AM erachten es jedoch für unwahrscheinlich, dass der Wind für Wachstumswerte weiter so günstig weht, gerade weil die Erwartungen bezüglich der Zwölf-Monats-Gewinne für die meisten Wachstumsaktien weiter steigen dürften.

Demnach wäre das größte Risiko für anhaltenden Optimismus bei Aktien, "dass die Bewertungen der teureren Wachstumswerte so weit sinken, dass die Gewinnsteigerungen aufgezehrt werden", befürchten die Analysten. Wahrscheinlicher sei allerdings, dass ein Rückgang der Bewertungen von Wachstumstiteln bloß ihr Aufwärtspotenzial begrenzt, nicht jedoch die Gewinne vollständig aufzehrt. 

Anleiherenditen machen Substanzwerte attraktiv 
Das Gegenteil zeigt sich bei den sonst verschmähten Substanzwerten: Zum einen ist es eher unwahrscheinlich, dass ihre Bewertungen ebenfalls zurückgehen – vor allem angesichts der viel niedrigeren Ausgangsbewertungen. Zum anderen erwarten die J.P.-Morgan-Analysten, dass sich Substanzwerte in diesem Jahr sogar stärker entwickeln werden als Wachstumsaktien.

Der Grund dafür ist, dass Finanzwerte weltweit den weitaus größten Teil der Value-Indizes ausmachen – ihre Performance hing in der Vergangenheit wiederum stark mit den Renditen 10-jähriger Anleihen zusammen. Sofern die Renditen auf Anleihen – wie erwartet – weiter steigen, dürften damit auch die Finanzwerte eine starke Outperformance erzielen, prognostizieren die Finanzprofis. "Für Anleger, die nicht all ihr Geld auf Substanzwerte setzen wollen, bieten die Schwellenländer unserer Meinung nach langfristige Wachstumschancen zu einem günstigeren Preis als einige andere Märkte", sagen Ward und Galler. (fp)